© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/15 / 17. Juli 2015

Einigung im Atomstreit mit Iran
Wachsam bleiben
Marc Zoellner

Dreizehn Jahre wurde verhandelt, seit Dienstag herrscht Einigkeit: Die Kontrolleure der Staatengemeinschaft dürfen sämtliche Sektoren des iranischen Nuklearprogramms inspizieren. Im Gegenzug fallen die Sanktionen gegen Teheran. Die friedliche Nutzung der Atomenergie kann man heutzutage keinem Staat der Welt mehr abstreitig machen, auch dem Iran nicht. Zu bedeutend ist dies als Meilenstein der industriell-technologischen Entwicklung eines Landes, zu wichtig auch als Prestigeobjekt seiner Regierung. Sicher angewandt, ist Atomenergie sauber und preiswert. 

Doch gerade im Hinblick auf technologische Sicherheit und friedliche Nutzung heißt es für die Staatengemeinschaft, auch weiterhin wachsam zu sein: Denn der Iran ist kein Staat wie jeder andere. Seine mehrfach wiederholte Ankündigung, das nur zwei Flugstunden entfernte Israel von der Landkarte zu tilgen, sprich: den jüdischen Staat auszulöschen, meint die theokratische Diktatur erschreckenderweise durchaus ernst.

Überdies würde ein Iran mit einer Atombombe das ohnehin schon fragile Machtgleichgewicht im Nahen Osten unwiderruflich kippen. Andere Regionalmächte gerieten unter Zugzwang: Auch Riad und Ankara kämen dann – wie bereits jetzt schon Tel Aviv – um die Bestückung ihres Militärapparats mit Kernwaffen nicht mehr herum.