© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/15 / 17. Juli 2015

Commerzbank verdoppelt Fremdgebühren fürs Geldabheben
Kleinvieh macht auch Mist
Jörg Fischer

Die Düsseldorfer Börse wählte das Sprachungetüm „Guthabengebühr“ einstimmig zu ihrem „Börsen-Unwort des Jahres“. Anlaß dafür war, daß nach der Deutschen Skatbank auch die Commerzbank ankündigte, bei „großen Firmenkunden mit hohen Guthaben sowie bei Großkonzernen und institutionellen Anlegern“ eine Zusatzgebühr zu berechnen. Mit diesem Strafzins werden die im Juni 2014 eingeführten Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Kunden abgewälzt (JF 49/14).

Privatanleger werden längst durch Zinsen unterhalb der Inflationsrate enteignet, blieben aber bislang von direkten Guthabengebühren verschont. Erneut ist es jedoch das 2009 abgestürzte und zwecks „Rettung“ teilverstaatlichte Geldhaus, das die Gebührenschraube anzieht: Bargeld aus fremden Bankautomaten wird ab Herbst doppelt so teuer, die Commerzbank verlangt statt 1,95 dann 3,90 Euro. Dreimal Abheben wäre dann so teuer wie eine Aktie des Finanzinstituts. „Wir können angesichts steigender Kosten auf Dauer keinen Preis unter dem Niveau von Sparkassen und Volksbanken verlangen“, hieß es zur Begründung. Daß die öffentlich-genossenschaftliche Konkurrenz oft 4,50 Euro verlangt, stimmt – aber Sparkassen und Volksbanken stellen auch 45.300 der 60.500 Geldautomaten in Deutschland bereit.

Ein Blick in die 2012 von Commerzbank-Chef Martin Blessing verkündete „Roadmap 2016“ verrät die ganze Wahrheit: Die Aufwandsquote soll auf unter 60 Prozent gedrückt werden. Laut aktuellem Quartalsbericht liegt der Quotient aus Verwaltungsaufwand und Ertrag im Privatkundengeschäft jedoch bei 81 Prozent. Zudem belasten 15 Millionen Euro für die neue EU-Bankenabgabe die Frühjahrsbilanz – da ist jeder Euro gefragt, nach dem Motto: Kleinvieh macht auch Mist. Wieviel die Wettbewerber verlangen, steht noch nicht fest, aber Deutsche Bank und Postbank haben ebenfalls die Vereinbarung über die Gebührenhöchstgrenze zum 30. September gekündigt.