© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/15 / 17. Juli 2015

„Austeritätspolitik“ an den Unis: Fachbibliotheken bauen nur selektive Bestände auf
Psychologie unter dem Spardiktat
(dg)

Von immer mehr Steuerzahlern staunend registriert, fehlt in Deutschland, das die Finanz- und Eurokrise bisher wirtschaftlich am besten verkraftete, Geld nicht nur für Generationsprojekte wie Renten- und Familienpolitik, sondern auch für Erhalt und Ausbau elementarer Infrastruktur. Straßen, Brücken, Wohnungen, Schulen, Bibliotheken oder Universitäten stehen seit langem unter dem Spardiktat. Aus dieser Unzahl von „Sparopfern“ formt sich für die kritische Öffentlichkeit aber kein konsistentes Lagebild. Stattdessen bleibt es bei isolierten Meldungen etwa über Etatkürzungen in Bibliotheken. So fährt die Staatsbibliothek ausgerechnet in Berlin, wo man gern mit Einstein und Planck renommiert, seit Jahren die Abonnements naturwissenschaftlicher Zeitschriften zurück. Zuletzt traf diese Variante bundesdeutscher Austeritätspolitik die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek in Saarbrücken. Dort ist Ende 2014 das Sondersammelgebiet Psychologie „ausgelaufen“, das jedes psychologische Buch und jede Zeitschrift anschaffte, um zumindest ein Exemplar aus der weltweiten wissenschaftlichen Produktion dieses Fachgebiets zur Verfügung zu stellen (Psychologische Rundschau, 2/2015). Der „Sparzwang“ ersetzt nun dieses „Erfolgsmodell“ durch „selektiven Bestandsaufbau“, der sich an „aktuellen Forschungsinteressen“ orientieren soll. 


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