© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31_32/15 / 24. Juli 2015

Besessen von einem Dämon
Horrorthriller: „The Vatican Tapes“ von Mark Neveldine im Kino
Claus-M. Wolfschlag

Mark Neveldine ist bislang nicht durch sonderlich tiefgründige Filme in Erscheinung getreten. Der 1973 geborene Regisseur drehte die beiden temporeichen „Crank“-Krimis mit Jason Statham in der Hauptrolle, zudem die Science-fiction-Dystopie „Gamer“, die eine neue Variante des modernen Gladiatoren-Kampfes zeigt, und den mit viel Feuertechnik aufgepeppten Horrorstreifen „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ mit Nicolas Cage. 2010 lieferte er das Drehbuch für den im „Machete“-Stil inszenierten Western-Actionstreifen „Jonah Hex“. Mit seinem neuen Film „The Vatican Tapes“ knüpft er nun an die traditionellen Exorzismus-Filme an.

Der Streifen beginnt mit der Geburtstagsfeier der jungen Angela Holmes (Olivia Taylor Dudley), die von ihrer Umgebung für ihr freundliches, ruhiges Wesen geliebt wird. Offenbar nach einer harmlosen Schnittverletzung ändert sich ihr Verhalten aber schrittweise. Sie wird aggressiv und unberechenbar, es kommt zu seltsamen Unfällen und Erscheinungen.

Nachdem sie bei einem selbst provozierten Verkehrsunfall fast tödlich verletzt wird, erwacht sie überraschend wieder aus dem Koma, als wäre nichts passiert. Schulmedizin und Psychiater sind ratlos, so daß sich der örtliche Priester, Pater Lozano (Michael Peña), des Falls annimmt. Sein Urteil steht rasch fest: Angela muß von einem Dämon besessen sein. Der Vatikan schickt zwei Geistliche, die auf Exorzismus spezialisiert sind.

Regisseur Neveldine bietet mit seinem neuen Film erneut solide Horror-Kost, auch wenn diese mit recht bekanntem religiösen Schwulst und einigen holzschnitt-artigen Dialogen verdaut werden muß. Die Inszenierung gerät für seine Verhältnisse wohltuend langsam, Kameraarbeit und Schnitt sind gelungen. Vor allem, wenn der Dämon in Angelas Körper mit Phantasie zu seinen aggressiven Attacken ansetzt, gewinnt der Streifen an Spannung. Innovativ gar wird „The Vatican Tapes“ im Finale. So wartet er mit einer überraschenden Schlußpointe auf, bei der man sich gewünscht hätte, daß diese schon in der Mitte des Films gebracht worden wäre. Gern nämlich hätte man mehr von der darin angedeuteten Verlogenheit moderner Fernsehbilder und der Leichtgläubigkeit der Massen gesehen.