© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31_32/15 / 24. Juli 2015

Umwelt
Big-Brother- Autos
Bernd Rademacher

Der „Connected Car Congress“ bringt Computerhersteller und Autobauer zusammen. Ihre gemeinsamen Ziele: Kommunikation unter den Autos, intelligente Fahrerassistenten, Verkehrsmanagement. Das Endziel: das autonom fahrende Kfz.

Das vernetzte Internet-Auto soll nicht nur navigieren, sondern auch Fahrzeugfunktionen steuern können. Erste Ergebnisse wurden auf der Hannovermesse präsentiert. Beispiele:

McLaren will die Scheibenwischer durch Kampfjet-Technologie ersetzen. Dabei werden die Scheiben durch Ultraschall in Schwingung versetzt, was eine Art Deflektor gegen Regentropfen und Schmutzpartikel erzeugt. Doch erstens würden Tiere von den Hochfrequenztönen belästigt und zweitens schreibt die Zulassungsverordnung Scheibenwischer zwingend vor. Außerdem: Wo sollen Politessen dann die Knöllchen befestigen?

Eine Smartphone-App autorisiert die Person, den Wagen zu starten. Kontrolle total.

Um den Blick durch Bordcomputer nicht von der Straße abzulenken, projizieren moderne Systeme die Informationen gleich auf die Windschutzscheibe. So erscheinen Abstandsmarkierungen zum vorausfahrenden Fahrzeug oder Tem­pohinweise scheinbar auf der Straße.

Das Handy könnte den Autoschlüssel ersetzen: Eine Smartphone-App registriert „neue“ Autofahrer, speichert individuelle Zugangsdaten und autorisiert die Person, den Wagen zu starten. Kontrolle total. Ebenso fragwürdig ist die Apple-Software, die durch Sensoren am iPhone ermittelt, ob der Nutzer ein Auto steuert und in dem Fall das Schreiben von SMS oder WhatsApp-Nachrichten blockiert.

Die größten Hindernisse für die ehrgeizige Überwachung des Autofahrers sind jedoch die unklare Rechtslage (Datenschutz), Sicherheitsfragen durch möglichen Fernzugriff, hohe Anforderungen an die dahinterliegenden Systeme und eine neue Infrastruktur der Straßen.