© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/15 / 07. August 2015

Blick in die Medien
Der Krake aus Mainz
Tobias Dahlbrügge

Die Meinungsmaschine des öffentlich-rechtlichen Fernsehens läuft nicht nur dank der Zwangsgebühren wie geschmiert: Die staatlichen Anstalten unterhalten ein Dickicht von Tochterunternehmen und Firmenbeteiligungen. Der Kommunikationswissenschaftler Harald Rau von der Uni Salzgitter hat die Verflechtungen von ZDF und WDR mit Produktionsfirmen, Merchandising-Vertrieben, Rechte-Verwertern, Filmservice-Betrieben und Werbeagenturen untersucht. Die Gebührenzahler würden staunen, wenn sie wüßten, in wie vielen Geschäften ihre Beiträge stecken. So leistet sich das ZDF unter anderem Beteiligungen an drei Kölner und vier Hamburger Filmproduktionsfirmen. Und das ist nur der Anfang.

Die Verwebung führt dazu, daß private         Anbieter im Wettbewerb schwer ankommen. 

Nicht nur in Deutschland investiert der ZDF-Konzern: Er ist auch mit der Filmfirma Bavaria (ARD)an der Bavaria Production Services beteiligt, die über die Cine Mobil GmbH Servicefirmen in Wien und Prag unterhält. Durch seine Beteiligung an Arte ist das ZDF zudem am Fernsehshow-Veranstalter Arte Geie in Straßburg beteiligt. Daneben stecken die Mainzer in der Sportrechte- und Marketing-GmbH Sport A, die mit Übertragungslizenzen handelt.

Wie verworren die Strukturen sind, zeigt dieses Beispiel: Der NDR-Tochter NDR-Media gehört das Studio Hamburg, das die Mehrheit der Produktionsfirma Docklights hält, die zu 25 Prozent an den „Gruppe 5“-Filmproduktionen beteiligt ist. Die übrigen 75 Prozent gehören ZDF Enterprises. 

14 Prozent der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten werden ebenfalls vom ZDF gehalten. Insgesamt sind es vierzig Institutionen, in denen die Anstalt des öffentlichen Rechts investiert ist. Transparenz? Fehlanzeige!

Die Verquickung der Lerchenberger Holding mit Produktionsfirmen führt dazu, daß private Anbieter gegen diese durch Gebühren querfinanzierten Töchter im Wettbewerb schwer ankommen. Ein Umstand, für den sich bereits das Bundeskartellamt interessiert: Ermittler durchsuchten bereits mehrere Studios.