© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Gewerkschaften drohen mit weiterem Kita-Streik
In der Trotzphase
Christian Vollradt

Wer seinem Kind die Mühen eines langen, beschwerlichen Marsches bei sengender Sonne schmackhaft macht mit dem Versprechen eines riesigen Biene-Maja-Eisbechers – mit Sahne, Schokosoße und Streuseln – und dann meint, es mit einem lauwarmen zuckerfreien Joghurt abspeisen zu können, der wird den Nachwuchs (bestenfalls) von seiner bockigsten Seite kennenlernen.

So ähnlich ergeht es Verdi-Chef Frank Bsirske, der sich nun mit der Trotzphase seiner Erzieher und Sozialarbeiter der kommunalen Kitas konfrontiert sieht. Für lumpige zwei bis 4,5 Prozent mehr auf dem Gehaltszettel, die der Schlichterspruch vorsieht, haben sie nicht im Mai ihren Marathon-Streik durchgezogen. Zehn Prozent mehr müßten drin sein, hatte ihnen doch die Gewerkschaft auf den Kundgebungen während des Ausstands versprochen. Stichwort: Wertschätzung. Natürlich weiß auch Frank Bsirske um die finanziellen Nöte der Kommunen, die solche Lohnzuwächse schlicht unmöglich machen. Andererseits möchte der Verdi-Vorsitzende bald wiedergewählt werden; deswegen darf er seine Basis jetzt nicht enttäuschen. 

Was machen die Eltern, denen Politik und Wirtschaft doch stets die möglichst frühe Fremdbetreuung des Nachwuchses anraten, wenn der Arbeitskampf weitergeht? Sie müssen, wenn möglich, auf Omas und Opas zurückgreifen. So bewährt wie Biene-Maja-Eis.