© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

In Österreich ist der Dieselpreis unter einen Euro gefallen
Tankparadies in den Alpen
Cornelius Persdorf

Bergluft macht frei – auch von hohen Spritpreisen. Erfahrene Urlauber wissen, daß es sich lohnt, mit dem Tanken bis zur österreichischen Grenze zu warten: In Schärding, nur 16 Kilometer südlich von Passau, lag der Dieselpreis am Dienstag nur bei 96,8 Cent, der für Super lediglich bei 1,13 Euro pro Liter. In Passau waren es mindestens 18 Cent beziehungsweise 31 Cent mehr. In Ungarn und der Tschechei sparen Diesel-Fahrer sogar noch mal fünf bis zehn Cent im Vergleich zum Tankparadies in den Alpen. In der Schweiz ist die Tankfüllung für deutsche Urlauber durch den schwachen Euro allerdings inzwischen deutlich teurer geworden.

Die Gründe für den Spitpreisrückgang wirken auf den ersten Blick profan: Innerhalb eines Monats ist der Preis für Rohöl der Referenzmarke Brent um zwölf Prozent gesunken. Grund ist die verhaltene Nachfrage aus China aufgrund dessen gedämpfter Konjunkturaussichten. Auch die Aussicht auf die Marktrückkehr des Iran als Ölexporteur trägt zum globalen Niedergang des Ölpreises bei. Dieser erklärt jedoch nicht die Differenz zwischen den Kraftstoffpreisen in Österreich und Deutschland: Sagenhafte 67 Prozent kassiert der deutsche Fiskus beispielsweise beim Nachfüllen von Superbenzin.

Ein Grund ist auch die Doppelbesteuerung, die dadurch entsteht, daß die Mehrwertsteuer erst nach Addition der diversen Steuern und Abgaben berechnet wird. Österreichische Kraftstoffe haben einen niedrigeren Steueranteil – auch dafür gibt es einen Grund: mutige Wähler und eine erfolgreiche Oppositionspolitik. Während mit der FPÖ wenigstens eine Partei im Nationalrat die Interessen der Autofahrer vertritt, gibt es im Deutschen Bundestag noch immer keine echte Opposition gegen die fiskalische Abzocke. Und ähnlich den Grünen fordert jetzt sogar die Mittelstandsvereinigung der Union unter dem passenden Titel „Deutschland kann mehr“ eine Autobahnmaut für alle – gestaffelt „nach ökologischen Kriterien und Nutzungsintensität“.