© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Haltungsnote
Sein Ding durchziehen
Christian Rudolf

Deutschlands größter Filmstar Tilman Schweiger will Vorzeige-Flüchtlingsheim bauen. Diese Schlagzeile hebt doch schön den eigenen Marktwert in der veröffentlichten Meinung. In Osterode am Harz will der Schauspieler in einer verlassenen Kaserne Plätze für mehrere hundert Neusiedler schaffen, samt Werkstätten, Freizeit- und Sportangeboten. Dazu hat er sich mit SPD-Chef Sigmar Gabriel getroffen, das macht sich besser und beide haben was davon. Nicht allen gefällt das Vorhaben, im Netz gibt es Diskussionen und Skepsis, der mit Schweiger befreundete Betreiber sei zudem profitorientiert, das Bundesamt für Migration warnt vor Alleingängen.

Wehe nur, jemand äußert grundsätzliche Einwände. Dann bekommt er’s mit Schweiger zu tun. „Ihr seid so arm....!!!! Anstatt uns bei einer extrem wichtigen Sache zu unterstützen, gießt ihr eure Häme aus...!“ poltert der geschiedene vierfache Vater, der seine Karriere als Synchronsprecher für Pornofilme begann, in einem Facebook-Post, gespickt mit 42 Ausrufungszeichen. „Aber ich scheiß auf euch und zieh mein Ding durch!!!!“ Danke für die entwaffnende Ehrlichkeit. „Sein Ding“. Weder um die Fremden noch gar um Deutschland geht es ihm. Es gibt Botschafter, die verweisen nur auf sich selbst.