© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/15 / 21. August 2015

Amnesty International will Prostitution entkriminalisieren
Naiv und schädlich
Elena Hickman

Amnesty International hat in einer Grundsatzentscheidung beschlossen, für die Entkriminalisierung von Prostitution zu kämpfen. Aber wo liegt die Logik, wenn zum Schutz der Ausgebeuteten die Ausbeuter entkriminalisiert werden? Wo keine kriminelle Handlung vorliegt, gibt es auch keine Opfer und somit auch keinen Grund für die Polizei einzugreifen. 

Bestes Beispiel ist Deutschland: Seit der liberalen Prostitutionsgesetzgebung 2002 hat der Menschenhandel zugenommen und die Polizei hat Schwierigkeiten, den Opfern überhaupt helfen zu können. Daß die Lösung nicht im anderen Extrem liegt, zeigt Schweden, wo Prostitution illegal ist. Dadurch ist das Gewerbe noch weiter in den Untergrund gewandert und hat die Situation für viele Prostituierte verschlimmert. 

Es ist also gut, daß die Menschenrechtsorganisation Prostituierte schützen möchte – nur leider wählt sie dafür völlig naiv den falschen Ansatz. Es gibt Frauen und Männer, die sich freiwillig prostituieren und von einer Entkriminalisierung profitieren könnten. Aber das ist weltweit nicht die Mehrheit. Der größte Teil ist Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel. Ihnen wird durch eine Entkriminalisierung nicht geholfen. Stattdessen bekommt die Zuhälter-Familie in Mexiko einen seriösen Anstrich, und der Bordellbesitzer in Bangkok wird zum normalen Unternehmer.