© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/15 / 21. August 2015

Zeitschriftenkritik: Schiffahrt und Technik
Unterwegs mit der Weißen Flotte
Werner Olles

Zum Hauptstadtflair gehört in Berlin auch die Weiße Flotte. 130 Schiffe befördern auf 190 Kilometern Wasserwegen jährlich etwa ein Viertel der elf Millionen Touristen. Moderne Schiffe, ein hoher Erlebnischarakter und ganzjährige Angebote machen Berlin auch zur Hauptstadt der Fahrgastschiffahrt. Sieben Prozent der Gesamtfläche Berlins sind mit Wasser bedeckt. Die Hauptwasserwege bilden die Flüsse Spree, Havel und Dahme, ergänzt durch fünf Kanäle und fünfzig innerstädtische Seen. Sieben Schleusen sichern gleichmäßige Tauchtiefen für die Schiffahrt.

Berlin ist auf dem Wasserweg mit 15 europäischen Staaten und den großen Weltmeeren verbunden. Zur Ostsee sind es via Oder-Havel-Wasserstraße und Stettiner Haff nur 250 Kilometer. Zur Nordsee kommt man via Havel und Elbe nach 500 Kilometern. Auch das Schwarze Meer ist nach 4.000 Kilometern mit dem Schiff von Berlin aus erreichbar. Die Strecke führt von der Elbe weiter über den Mittellandkanal, den Rhein, Main, Main-Donau-Kanal und die Donau. 

Die achtmal jährlich im 34. Jahrgang erscheinende Zeitschrift Schiffahrt und Technik befaßt sich in ihrer aktuellen Ausgabe (5/2015) mit dem Titelthema „Transport und Umschlag zwischen Elbe, Ostsee und Oder“. Ein besonderer Beitrag ist dabei den Versorgungsaufgaben Berlins über die Wasserwege gewidmet. Bereits die Stadtgründung 1237 mit den Teilen Berlin und Cölln erfolgte am Wasser. Die Doppelstadt wurde ein wichtiger Knotenpunkt der Handelswege und 1360 Mitglied des Hansebundes. Die Versorgung der Stadt mit Obst und Gemüse erfolgte mit Schiffen. Da insbesondere Äpfel transportiert wurden, gab es im Sprachgebrauch bald den Begriff des „Äppelkahns“. Auch Brennstoffe wie Holz und Kohle kamen auf dem Wasserweg nach Berlin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entsorgten Binnenschiffe die Stadt von Schutt und Trümmern. Fahrgastschiffe übernahmen die Passagierbeförderung Richtung Oder und Elbe. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es 70 Fahrgastschiffe, die jährlich etwa drei Millionen Passagiere beförderten. Waren es damals die klassischen Ausflugsdampfer, gehören heute moderne Schiffe mit entsprechenden Erlebnisprogrammen und exzellenter Bordküche zur Weißen Flotte.

Eine Allianz aus Wirtschaft, Umwelt und Politik hat sich seit Juni 2015 für den Ausbau des Elbe-Seiten-Kanals formiert. Geschlossen fordern die Länder Niedersachsen und Hamburg erstmals mit Umwelt- und Wirtschaftsverbänden einen Neubau der Schleuse Lüneburg am Elbe-Seiten-Kanal. In dem Beitrag „Fährschiffe im Portrait“ wird die Schleifähre „Missunde II“ vorgestellt. Sie ist ganzjährig auf der Schlei zwischen Brodersby und Missunde im Einsatz und kann bis zu acht Autos übersetzen. Beliebt ist sie aufgrund ihres malerischen Einsatzortes nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Fernsehteams. So diente sie bereits als Kulisse für den „Tatort“ und die Serie „Der Landarzt“.

Kontakt: Schiffahrt und Technik Verlagsgesellschaft, Siebengebirgsstr. 14, 53757 Sankt Augustin. Das Einzelheft kostet 8,50 Euro, ein Jahresabo 53,50 Euro. 

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