© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/15 / 21. August 2015

Schülerkenntnisse der Geschichte: Hauptsache die Urteilskraft stimmt
Entschleunigung des historischen Wissens
(wk)

Die meisten Schüler wissen heute erschreckend wenig über die deutsche Geschichte vor und nach 1945, weshalb Fachleute mittlerweile von einem „historischem Analphabetismus“ sprechen. So auch Jens Hüttmann, der Leiter des Arbeitsbereiches schulische Bildungsarbeit in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, welcher nun in Geschichte für heute (3/2015) darüber philosophiert, wie man dem Übel der historischen Unbedarftheit abhelfen könne. Dabei stellt er eingangs fest, daß es sich hierbei um kein typisch deutsches Phänomen handele: Jugendliche in den USA und Rußland seien genauso kenntnisarm, was die Vergangenheit ihrer Länder angehe. Anschließend verweist er dann auf die angebliche Bedeutungslosigkeit historischen Faktenwissens und die Wichtigkeit der „Herausbildung kritischer Urteilskraft“. Seiner Meinung nach sollten sich die Schüler alle auf ihre ganz individuelle Weise einen „Reim auf die Geschichte“ machen – an welchen Beispielen auch immer. In dieser „Kompetenzorientierung“ sieht Hüttmann die perfekte „Entschleunigungsmaßnahme“: wenn man keiner lexikalischen Logik mehr folgen müsse, könnten Themen ganz anders angepackt werden. Zum Beispiel brauche man die Problematik von Flucht und Vertreibung dann nicht mehr am Beispiel der deutschen Geschichte behandeln. 


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