© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

Front National schließt Parteigründer Jean-Marie Le Pen aus
Keine Rechtspartei mehr
Alain de Benoist

Der Ausschluß von Jean-Marie Le Pen aus dem Front National kennzeichnet den Höhepunkt eines Konflikts, von dem die Presse vor allem den „familiären“ Aspekt – der Vater gegen die Tochter – festgehalten hat. Der Konflikt kann jedoch nur politisch gesehen werden. Um ihn zu verstehen, muß man sich in erster Linie bewußtmachen, daß die Partei unter ihrer Vorsitzenden Marine Le Pen aufgehört hat, eine eindeutig rechts positionierte „nationale“ Partei zu sein. Sie hat sich in eine populistische Partei verwandelt, die Einfluß ausüben will. Unter diesem Gesichtspunkt war Jean-Marie Le Pen nicht mehr tragbar.

Der Front National zielt von nun an nicht mehr auf das rechte, sondern auf das „abgeschaltete“ Frankreich jenseits der großen Metropolen, in denen der Reichtum wächst; auf die Verlierer der Globalisierung, die unteren Volksschichten, die sozial gefährdetsten: Arbeiter, Angestellte, Rentner, junge Arbeitslose, die etwa 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Diese Wähler fühlen sich vom Links-Rechts-Schema wenig betroffen. Sie sind die ersten, die feststellen, daß Jean-Marie Le Pen seine Zeit hinter sich hat. Wäre er selbst in den Ruhestand getreten, als er den Vorsitz an seine Tochter abgegeben hatte, wäre ihm diese Erniedrigung sicher erspart geblieben. Ungefähr zehn Prozent der Parteimitglieder halten noch zu ihm. Sie werden aber seine Tochter wohl kaum daran hindern, in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl 2017 zu gelangen.