© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

Antirassistische Aufklärungsarbeit: Mehr „Unbedarftheit“ als Wissenschaftlichkeit
Auf Kreuzzug mit Wikipedia
(wk)

In der neuesten Ausgabe der Rezensionszeitschrift Das Historisch-Politische Buch (3/2015) widmet sich Ulrich van der Heyden, der zur Zeit an der University of Southafrica in Pretoria lehrt, der Gattung der Bücher, mit denen antirassistische Aufklärungsarbeit betrieben werden soll. Dabei kommt er zu dem Fazit, daß manche dieser Werke eher durch „Unbedarftheit“ als durch Wissenschaftlichkeit glänzen. So kenne man die entsprechende Fachliteratur nicht und verweise in den Fußnoten stattdessen auf Wikipedia – und das sogar in einer Publikation, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert worden sei! Darüber hinaus verlange eine angemessene Aufklärung über Rassismus größere intellektuelle Anstrengungen, „als nur hinter jeder Tür einen Rassisten zu wittern“. Dies gelte auch und gerade für den Umgang mit der DDR, der immer wieder ohne jedweden brauchbaren Beweis unterstellt werde, daß sie einen institutionalisierten, staatlich geförderten Rassismus hervorgebracht habe. Deshalb dürfte wohl so manche antirassistische Veröffentlichung der letzten Zeit das Gegenteil des Erhofften bewirken, denn „Behauptungen, die durch Forschungsergebnisse oder durch Beispiele nicht belegt sind, schaden eher, als daß diese als hilfreiche Argumente im Zurückdrängen von Rassismus wahrgenommen werden“. 


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