© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

Umwelt
Der Milan: rot von Blut
Bernd Rademacher

Daß Windkraftanlagen Vogelschredder sind, ist bekannt. Im grünregierten Baden-Württemberg spitzt sich die Lage zu: Hier töten Windräder vor allem den geschützten Rotmilan. Über zehntausend Brutpaare nisten in Deutschland, das ist mehr als die Hälfte des weltweiten Bestandes! Durch die „Energiewende“ ist der Greifer vom Aussterben bedroht. Das Dilemma: Einerseits wollen sich Grüne als vorbildliche Vogelschützer darstellen. Andererseits ist Windenergie zu lukrativ und prestigeträchtig, um den Ausbau ernsthaft zu überdenken. Würde der Rotmilan von Kernkraftwerken bedroht, sähe das für die Grünen freilich ganz anders aus.

Die Grünen sollten einfach Renate Künast      als Vogelscheuche          einsetzen.

Die Staatskanzlei in Stuttgart will die Zahl der Windräder in Ba-Wü auf 1.200 verdreifachen. Das bedeutet auch dreimal soviel tote Rotmilane. Ein Gutachten der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten stellt fest: „Der Rotmilan zählt absolut und auf den Brutbestand bezogen zu den häufigsten Kollisionsopfern an Windenergieanlagen.“

Aus der Zwickmühle versucht sich die Landesregierung durch umweltbürokratische Hütchenspielertricks zu befreien: Der im „Helgoländer Papier“ geforderte Mindestabstand von 1.500 Metern zwischen Windrädern und Rotmilanbrutplätzen müsse im Ländle nicht eingehalten werden, weil schwäbische Milane „nicht so weit fliegen“! Das glaubt allerdings nicht einmal der Nabu. Zudem sollen die Windräder jedesmal abgestellt werden, wenn die Felder in Anlagennähe gemäht werden, weil der Milan dann besonders jagdaktiv wird. Ob die Betreiber eine Entschädigung für die entgangene Einspeisevergütung aus Steuergeldern erhalten? Im direkten Umkreis der Windräder ist den Bauern künftig verboten, Blühstreifen und Hecken anzulegen, die Rotmilane anziehen könnten. Bürokratie vom feinsten. Vielleicht sollten die Grünen einfach Renate Künast als Vogelscheuche einsetzen.