© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

Haltungsnote
Ein Intendant greift durch
Christian Rudolf

Der Intendant der Salzburger Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, hat eine erfrischend klare Ansage gemacht: „Private oder politische Meinungskundgebungen der Künstler haben in keiner der Vorstellungen die Billigung der Festspielleitung.“ Er habe die Musiker „ausdrücklich darauf hingewiesen, dergleichen in Zukunft zu unterlassen“. Punktum. Was war passiert? Einer Vorstellung des „Jedermann“ auf den Salzburger Festspielen wohnte auch der kunstsinnige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in Begleitung von Parteifreunden bei. Die Musiker des „ensemble013“ erblickten diese im Publikum und meinten, auf dem Domplatz nun ganz zivilcouragiert „gegen Rechts“ kämpfen zu müssen, indem sie an der Stelle, an der die Tischgesellschaft einzieht, spontan die „Internationale“ intonierten. Ein Novum in der seit 1920 ununterbrochenen Aufführungspraxis des modernen Mysterienspiels. Der Intendant entschuldigte sich „in aller Form für diese Störung der Inszenierung“. Die Hymne der Sozialisten gegen die FPÖ einzusetzen, zeugt indes auch von politischer Unbedarftheit der Musiker, regiert doch die FPÖ im Burgenland in einer Koalition mit den Sozis. HC Strache nahm es im übrigen humorvoll und empfahl der Kapelle, sich doch in „ensemble08/15“ umzubenennen.