© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/15 / 04. September 2015

Aufgeschnappt
Rummel um Stereotype
Matthias Bäkermann

Jung soll sie sein, „mit ihrer positiven Ausstrahlung und ihrem Temperament die Jury verzaubern“, dazu gern Karussell fahren und auch gebrannten Mandeln oder Liebesäpfeln nicht abgeneigt sein. In einer Mitteilung des Bremer Senats wird mit diesem Bewerbungsprofil „Miss Freimarkt 2015“ gesucht, die dem traditionellen Rummel an der Weser ein hübsches Gesicht geben soll. Vielleicht ähnlich der bis zum 16. Oktober amtierenden „Miss Freimarkt 2014“, Patricia Ehlers, die mit blonden langen Haaren und liebenswertem Lächeln die Juroren der Schaustellerzunft betörte.

Die 53jährige Claudia Bernhard bewertet Misswahlen mit „stereotypen Frauenbildern“ jedoch nur als Futter für „Altmännerphantasien“, wie sie vorigen Dienstag im Weserkurier zetert. Deshalb protestiert die frauenpolitische Sprecherin der Linken in der Bürgerschaft ganz pingelig dagegen, daß der Senat für die Schausteller seinen Mailverteiler zur Verfügung stellt. Da zudem kein „Mister Freimarkt“ gekürt werde, fordert die Linke nun, Misswahlen am besten gleich ganz abzuschaffen: „Das ist Diskriminierung, die wir nicht unterstützen“, grantelt Bernhard. Die 20jährige Ökonomiestudentin Ehlers kann diese Diskriminierungserfahrung keineswegs teilen: „Die Veranstalter unterstützen die Rolle der Mädels.“