© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/15 / 04. September 2015

Blick in die Medien
Online-Kiosk für Print: Blendle
Tobias Dahlbrügge

Wird jetzt mit Zeitungsinhalten im Netz Geld verdient? Blendle bietet eine Lösung. Der Online-Kiosk für Artikel mit Bezahlschranke startet am 14. September in Deutschland. Gegründet wurde das Projekt von zwei Niederländern, dahinter stehen Investoren wie die New York Times und Axel Springer.

Das Konzept funktioniert so: Der Leser blättert sich durch das Angebot der teilnehmenden Verlage und kauft die Artikel, die ihn interessieren. Vorteil: Er muß sich nicht bei x-verschiedenen Anbietern anmelden, sondern findet die ganze Palette auf einer Plattform. Die Preisgestaltung ist den Verlagen überlassen. Die Preise reichen von 1 Cent für eine Kurzmeldung bis zu 3,99 Euro für eine Spiegel-Ausgabe.

Das System empfiehlt Texte und informiert über Nachrichten zu augesuchten Themen. 

Dazu gibt es einige Zusatzdienste: Die Nutzer können Artikel bewerten, kommentieren und teilen. Das System empfiehlt zudem selbst passende Texte und informiert über neue Nachrichten zu ausgesuchten Themen. Besonders freundlich: Bei Nichtgefallen nimmt Blendle Artikel zurück und erstattet die Gebühr! Was wohl passiert, wenn die deutschen Leser, die sich so zahlreich über die „Lügenpresse“ ärgern, davon massiv Gebrauch machen?

Zwar beteiligen sich recht viele Verlage an dem Projekt, doch die Zahl der verfügbaren Titel ist noch sehr überschaubar. So sind beispielsweise Bild, taz, Bunte, Focus, Handelsblatt und Superillu nicht vertreten. Die größten Lücken gibt es bei den Magazinen; Regionalblätter sind bisher fast gar nicht dabei. Mit Bilanz ist zudem nur ein einziges Wirtschaftsmagazin erhältlich. Dabei wären gerade hochwertige Magazine, die es nicht überall zu kaufen gibt, ein gutes Geschäft, weil der hohe Heftpreis vom spontanen Kauf abhält.

Blendle könnte zu einem sozialen Netzwerk für Druckartikel werden. Es könnte aber auch die Marken der Teilnehmer angreifen, weil durch das Angebot einzelner Artikel die Leser-Blatt-Bindung aufgelöst wird und sich der Leser nach kurzer Zeit nicht mehr erinnert, welcher in welchem Blatt gestanden hat.