© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/15 / 04. September 2015

Kosmopolitische Weltgesellschaft: Wenn das Nomadentum zum Bedürfnis wird
Unterwegssein als Lebensprinzip
(wm)

Manager multinationaler Konzerne, mitsamt ihrer Familien, werden in der Soziologie zunehmend zu beliebten Forschungsobjekten. Verkörpern sie doch das „Unterwegssein als Lebensprinzip“, das zu ihrer Verklärung als Wegbereiter der kosmopolitischen Weltgesellschaft einlädt. Am neokolonialen Lebensstil dieser privilegierten Schicht der „Transnational Mobiles“ glaubt Claudia Vorheyer, Oberassistentin am Soziologischen Institut der Universität Zürich, daher erkennen zu können, daß das „vorherrschende Bild der national begrenzten Gesellschaft und ihrer seßhaften Normalbürger in der globalisierten Welt längst in Frage gestellt ist“ (Magazin der Universität Zürich, 2/2015). Anhand von zwölf biographischen Interviews mit Kindern oder Ehefrauen vorwiegend in Afrika, Asien und Südamerika eingesetzter Führungskräfte zeichnen sich für Vorheyer bereits die zwei Haupttypen „nomadisierender Kosmopoliten“ ab. Einerseits der ihr eher unerwünschte „banale Kosmopolit“, der seine Gastländer nur nach dem Konsumangebot bewertet und sich ihren Kulturen nicht „öffnet“, weil er sich seinem Geburtsland weiter verbunden fühlt. Andererseits gibt es jene, denen „Nomadentum zum Bedürfnis“ geworden sei. Sie wollen sich nicht mehr „national verorten“, bildeten eine weltbürgerliche Identität aus und zeigten Bereitschaft, „immer wieder aufzubrechen“. 


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