© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/15 / 04. September 2015

Schließen ohne Schlüssel, Senden ohne Kabel
Smarthome: Zur Ifa drängen neue Anbieter mit Lösungen für digital vernetzte Häuser auf den Markt
Ronald Gläser

Mit zwei Einkaufstüten vor der Haus- oder Wohnungstür: Jetzt heißt es jonglieren, wenn der Schlüssel hervorgezaubert werden muß, der mit Kopfhörer oder Kleingeld tief in der Hosentasche verborgen ist. Wie schön wäre es, wenn die Tür automatisch aufginge? 

Es geht. Danalock ist ein neues Spielzeug für Handwerker, Ferienhausbesitzer und Leute, die nicht immer einen Schlüssel herumtragen möchten. Das Gerät hat die Form einer hohen Schuhcremedose und wird an der Innenseite der Tür aufgesezt. Es reagiert auf Nahfeldkommunikation (engl. NFC) und öffnet von innen die Tür, sobald jemand das Handy an das Schloß hält.

Frank Mischkowski erklärt, wie die dänische Herstellerfirma Polycontrol auf den deutschen Markt drängt und zur Internationalen Funkausstellung (Ifa) ein neues Modell herausbringt. Alles werde bequemer, verspricht er: „Wenn Sie einem Freund oder dem Postboten temporär Zugang zu Ihrer Wohnung verschaffen wollen, dann programmieren Sie das so.“ Über eine App kann sich der Besitzer darüber informieren lassen, wer wann die Tür geöffnet hat.

Jeder arbeitet an seinem eigenen System

Und der Einbau? Der dauere selbst bei einem Anfänger nur 30 Minuten, versichert Mischkowski. Wer es schon einmal gemacht habe, schaffe es, den sogenannten Smartlock Danalock in zehn Minuten anzuschrauben.

Smartlock, Smarthome. Solche Erfindungen rund um das digital vernetzte Haus sind der Renner auf der Ifa, die am Wochenende in Berlin eröffnet wird. Für die deutschen Verbraucher öffnet sich mit der neuen Technik eine gewaltige Palette von Produkten zum Messen, Schützen oder Energiesparen, die bislang nur Superreichen oder Tüftlern offenstanden. 

Eine Frage, die sich jedem Smart­home-Pionier stellt, ist die nach dem richtigen Modell. Energieversorger, Telefongesellschaften und Haushaltsgerätehersteller arbeiten an eigenen Systemen. Eine Antwort auf diese herstellerbasierten Lösungen könnte das offene System Wibutler sein, das unterschiedliche Smarthome-Produkte miteinander verbinden will. „Wibutler sendet wie ein Drahtlosnetzwerk, aber mit einer niedrigen Frequenz, die besser durch Wände geht“, erklärt Entwickler Florian Rulle.

Wibutler begreift auch andere Standards, um Geräte in das Netzwerk einzubeziehen und bedienbar zu machen, darunter Bluetooth, Z-Wave, ZigBee und W-Lan. Besonders interessant ist der Funkstandard EnOcean. Er funktioniert ohne Strom, durch elektromagnetische Wellen und geht angeblich durch bis zu drei Wände. Wibutler ermöglicht damit beispielsweise das Anbringen von Tastern unabhängig von unter Putz befindlichen Kabeln. Aufkleben, fertig. 

Der Lichtschalter im Kinderzimmer kann also nach unten versetzt werden. Und der neue Schrank muß jetzt nicht mehr den Taster im Schlafzimmer verdecken. Dieser wird versetzt. Motto von Wibutler: „Von nun an gibt’s in deinen vier Wänden noch mehr zu tun.“