© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/15 / 11. September 2015

CD-Kritik: The Wild Wild
See und Sterne
Sebastian Hennig

Schwebenden, sphärisch-maritimen Gitarrenpop verbreitet das kalifornische Projekt The Wild Wild. Der ist dem Meer und dem Sternenmeer gewidmet. Entsprechend sind die Seiten „Into the Sea“ und „Into the Stars“ übertitelt und werden jeweils mit einem gleichnamigen Stück eingeleitet. Das gehört in Vinyl gepreßt. Eine CD setzt einem solchen Konzeptalbum profane Grenzen. Sie ist eben nur ein Datenträger und keine Schallplatte mehr.

Das Schlagzeug federt unter dem Gitarrengeschrammel, dahinter jault der Synthesizer, so als wäre New Wave nicht die Bezeichnung für eine bald vierzig Jahre alte Welle. New Wave und New Romantic ist inzwischen einfach nur sehr schnelle Schlagermusik. „When We Were Young“ verklärt die Kindheitserinnerungen. Segelschiffe, Astronauten und ein Geist von 1941 werden beschworen. Dabei herrscht etwas Melancholie und viel gute Laune, ganz wie es sich für Tanzmusik geziemt. Der Vokalist Benjamin Dunn hat immer ordentlich Hall auf seinem Mikrofon und die Stimme klettert im Refrain zuweilen in artifizielle Höhen. Zu „It’s Not the End“ klimpert ein Vibraphon. In „Ghost of 1941“ wird die Beschwörung eines Sonnenlichts in der Finsternis vom Kinderchor unterstützt. Mit einer Botschaft von inspirierenden und durch die Nacht leitenden Feuern orgelt sich die gezähmte Wildheit zu Ende.

The Wild Wild Into The Sea, Into The Stars Embassy of Music (Warner), 2015  www.thewildwild.com