© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

Markus Kneip. Der neue Vize-Generalinspekteur der Bundeswehr steht vor dem Aufstieg
Der Veteran
Marcus Schmidt

Afghanistan wäre fast sein Schicksal geworden. Am 28. Mai 2011 zündet ein Selbstmordattentäter im nordafghanischen Taloquan eine Bombe. Die Explosion tötete zwei Afghanen und zwei Bundeswehrsoldaten. Der Kommandeur für Nordafghanistan der internationalen Schutztruppe Isaf, Generalmajor Markus Kneip, überlebte schwer verletzt. Doch bereits zwei Monate später kehrt er, dem noch heute Splitter im Körper stecken, auf seinen Posten zurück.

Kneips preußisch anmutende Haltung hat dem bescheiden auftretenden 59 Jahre alten Generalleutnant, der zum 1. Oktober stellvertretender Generalinspekteur der Bundeswehr wird, in der Truppe hohes Ansehen eingebracht. Und auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen schätzt den hochgewachsenen General, der seiner Fähigkeit, sich bis in das letzte Detail in einen Sachverhalt einzuarbeiten, den anerkennenden Spitznamen „Ameisentätowierer“ verdankt. Kneip hat sich von der Leyen durch seine Arbeit als Leiter der Abteilung Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium für höhere Aufgaben empfohlen. In dieser Funktion gehörte er bislang – als einziger Militär – zum inneren Kreis der Ministerin. Vieles spricht daher dafür, daß der verheiratete Familienvater, der 1975 in die Bundeswehr eintrat und in seiner bisherigen Karriere unter anderem die 1. Panzerdivision kommandierte, im kommenden Jahr die Nachfolge von Generalinspekteur Volker Wieker antreten wird. Ebenfalls möglich ist der Wechsel auf den internationalen Spitzenposten des Chefs des Stabes im militärischen Nato-Hauptquartier Shape in Mons.

In Teilen der militärischen Führung und des Beamtenapparats wird der Aufstieg des gebürtigen Koblenzers mit Skepsis gesehen. Zu forsch und zu soldatisch erscheint Kneip manchen. Vermutlich haben hier auch die Berichte über die „Afghanistan Connection“ ihren Ursprung. Der Tagesspiegel und das ARD-Magazin „Fakt“ hatten im vergangenen Jahr eine aufwendig recherchierte Geschichte veröffentlicht, in der behauptet wurde, in der Bundeswehr hätten Offiziere, die in Afghanistan zusammen gedient haben, eine „Machtstruktur“ gebildet, die maßgeblichen Einfluß auf die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nehme. Mittendrin in der angeblichen Bendlerblock-Verschwörung: Markus Kneip. Die Geschichte sorgte für Aufsehen, auch wenn viele Experten bezweifeln, daß es eine solche „Afghanistan-Connection“ tatsächlich gibt. 

Doch ohne Zweifel hat sich die Armee durch den Afghanistan-Einsatz stark verändert. Und Kneip, der erste deutsche General seit 1945, der im Kampf verwundet wurde, hat dazu beigetragen. In den kommenden  Jahren kann er der Bundeswehr nun an führender Stelle seinen Stempel aufdrücken. Auch in seinem neuen Dienstzimmer wird Markus Kneip dann die Bilder seiner beiden in Taloquan gefallenen Kameraden aufstellen.