© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

DVD: Spring
Das Grauen andeuten
Werner Olles

Den jungen Amerikaner Evan (Lou Taylor Pucci) hält nach dem Tod seiner Mutter und dem Verlust seines Jobs nichts mehr in seiner Heimat. Kurzerhand packt er seine Sachen und reist als Rucksacktourist nach Europa. Durch die Arbeit auf einer italienischen Farm versucht er sein Trauma zu bewältigen. In einem idyllischen Dorf an der süditalienischen Mittelmeerküste trifft er auf eine geheimnisvolle, dunkelhaarige Schönheit, die ihn sofort in ihren Bann zieht. Zwischen ihm und Louise (Nadia Hilker) entwickelt sich eine leidenschaftliche Romanze. Doch die mysteriöse Italienerin birgt ein düsteres Geheimnis. Als sie ihm nach der ersten Liebesnacht erklärt, was genau sie ist und warum sie tut, was sie tut, wird Even klar, daß ihrer beider Leben in höchster Gefahr ist …

Justin Bensons und Aron Moorheads romantisch-düstere Horrorgeschichte „Spring“ (USA 2014) wurde auf Filmfestivals begeistert gefeiert. Obwohl einige Anleihen bei Roger Donaldsons „Species“ (1995) unübersehbar sind, ist „Spring“ alles andere als ein billiger Reißer mit austauschbaren Charakteren, sondern wartet mit guten Darstellern und einer mit sparsamen Effekten aufgebauten Atmosphäre auf. Langsam bringen Neugier und Leidenschaft des Helden den Horror, das Rätselhafte und Unheimliche ins Leben. Erst nach einer langen Anlaufphase, aber dann mit steigender Kraft, eröffnet der Film, daß mit Louise irgend etwas nicht stimmt. Begnügt er sich in den ersten 40 Minuten damit, das Grauen als Möglichkeit anzudeuten und realisiert so den Horror über ein exaktes Timing und eine behutsame Steigerung der Handlungsführung, so nimmt der Plot nach Luises Erklärung ihres Wesens – einer Mischung aus Fantasy, Antike und Lovecrafts Mythologie – immer mehr Raum ein. Doch geschieht dies mit für das Genre eher niedrigschwelligen audivisuellen Schockmomenten und weniger durch spektakuläre Frontalangriffe. Selbst als der Film das Dämonische nicht mehr nur als Schatten andeutet, vollziehen sich die Verwandlungen Louises eher zurückhaltend, ohne die Dramatik zu vernachlässigen oder ins Kitschige abzugleiten. Bisweilen wird der Film sogar philosophisch. Mehr kann man von einer Horror-Romanze nicht erwarten.