© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

Blick in die Medien
Er ist keine Frau
Tobias Dahlbrügge

Georg Löwisch wird neuer Chef der taz. Er ersetzt Ines Pohl, die als Korrespondentin der Deutschen Welle nach Washington geht. Der 41jährige ist seit 1998 bei der taz, war zwischendurch mal beim Cicero. 

Über die Berufung des gebürtigen Freiburgers herrscht unter den Genossen Einigkeit. Trotzdem ziehen dunkle Wolken über der Rudi-Dutschke-Straße auf, denn es gibt ein ernsthaftes Problem: Löwisch ist keine Frau! Wenn stimmt, was Medienjournalisten wie Ulrike Simon berichten, dann ist das für den Verlag ein Problem. Für die Redaktion gilt eine Geschlechterquote von 50:50. Für die Spitzenposition jedoch fehlt eine Vorschrift. Es war auch keine nötig, denn die letzten zwanzig Jahre wurde die taz ohnehin von Frauen geleitet.

Löwisch versprach, sich den Chefposten mit gleich zwei Stellvertreterinnen zu teilen. 

Löwisch versuchte, den Konflikt zu umgehen, indem er vorauseilend versprach, sich den Chefposten mit gleich zwei Stellvertreterinnen zu teilen (falls das Geld reicht), so daß der Vorstand zu zwei Dritteln weiblich wäre. Doch Mooooment! So einfach ist das auch wieder nicht!

Nun fordern Teile der Belegschaft, eine 30-Prozent-Quote für die Chefredaktion einzuführen. Doch dafür müssen die Redaktionsstatuten geändert werden. Das deutsche Steuerrecht zu reformieren, wäre weniger Aufwand.

Wenn sie schon mal dabei seien, so eifrige Genossen, solle es auch eine Quote für „Migranten“ geben. Und für Schwule und Lesben. Und für ... Eine Arbeitsgruppe ist schon in Gründung, um weitere Quotenvorschläge auszuarbeiten. Genügend nicht-weiße, nicht-deutsche, nicht-männliche, nicht-christliche, nicht-heterosexuelle qualifizierte Journalisten wird die Belegschaft dann sicher schon finden. 

Das Komplizierteste an der Satzungsänderung sind die endlosen Plenum-Abende. Liebe taz-Genossen, wollt ihr euch das wirklich antun? Wir haben eine einfachere Lösung für euch: Könnte Löwisch nicht kurzerhand erklären, daß sein Geschlecht bloß ein „soziales Konstrukt“ ist und sich als „Chefredakteurin“ anreden lassen?