© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

DVD: Sie sind verdammt
Tödlich verseucht
Werner Olles

Der amerikanische Tourist Simon Wells (Macdonald Carey) beginnt während eines Urlaubs in England ein Techtelmechtel mit Joan (Shirley Ann Field), der Schwester des Bandenführers King (Oliver Reed). Als die beiden von Kings Leuten verfolgt werden, geraten sie in ein militärisches Sperrgebiet und entdecken in einer Grotte am Meer eine Gruppe Kinder, die dort wie Gefangene gehalten werden.

Es stellt sich heraus, daß die völlig von der Außenwelt isolierten neun Kinder mit einer radioaktiven Substanz verseucht sind, die jeden tötet, der sie berührt. Zugleich sind sie aber gegenüber radioaktiver Strahlung immun und somit in der Lage, einen Atomkrieg zu überleben. Über eine in dem Felskomplex installierte TV-Anlage bereitet der Wissenschaftler Bernard (Alexander Knox) die Kinder auf ihre Aufgaben vor. Simon und Joan versuchen, nichts ahnend, daß sie bereits tödlich verseucht sind, mit ihnen aus dem Gefängnis auszubrechen. Während die Kinder bald wieder eingefangen werden, flieht das Paar mit einem Boot aufs Meer. Ein Hubschrauber folgt ihnen, um zu überwachen, daß sie sterben, bevor sie ihre Entdeckung weitergeben können.

Joseph Losey „The Damned“ (1962), eine britische Hammer-Produktion, angesiedelt zwischen Horror- und Science-fiction-Genre, beschreibt nach dem Roman „Children of the Light“ von H. L. Lawrence eine Dystopie, mit der der Marxist Losey Kritik an einer Wissenschaft der logistischen Planspiele und geheimen Experimente übt. Das Schicksal der Kinder ist möglicherweise nur die Vorwegnahme des Schicksals der Menschen, eine Falle, aus der es kein Entrinnen geben kann, so sehr das Individuum auch gegen seine Fremdbestimmung ankämpfen mag. Dabei kommt dem oft als prätentiös abgetanen Film neben seiner stilistischen Geschlossenheit das Verdienst zu, dem SF-Genre die Metaphysik auszutreiben und eine beklemmend materialistische Analyse zu wagen. Der mißglückte Ausbruchsversuch der Kinder und der Mord des Wissenschaftlers an seiner Geliebten („um das Geheimnis zu wahren“) gehören zu den pessimistischsten Bildern, die das Genre hervorgebracht hat. „Sie sind verdammt“ ist eine kleine faszinierende Filmperle, die heute noch zu fesseln vermag. 

DVD: Sie sind verdammt. Alive/Gallep Medien 2015, Laufzeit etwa 91 Minuten