© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Impfen
Nicht unter Druck setzen lassen
Hans Tolzin

Auf Eltern wird ein ständig wachsender Druck ausgeübt, ihre Kinder gemäß den offiziellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) durchimpfen zu lassen. Sie hätten, so heißt es, eine soziale Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit und gegenüber den Schutzlosen, die beispielsweise wegen einer Immunschwäche nicht geimpft werden dürfen. Über eine mindestens 95prozentige Durchimpfungsrate könnten zum Beispiel die Masern gänzlich eliminiert werden. Oft hört man, Ungeimpfte seien im Falle eines Ausbruchs zum Beispiel an einer Schule „Virenschleudern“ oder gar „Bioterroristen“.

Laut KIGGS, einer repräsentativen Studie des Robert-Koch-Instituts, der Bundesseuchenbehörde, sind 6,7 Prozent der vorschriftsmäßig zweimal gegen Masern Geimpften sogenannte „Impfversager“, erkranken also im Falle eines Masernausbruchs trotz ihres Impfstatus. Kommen sie ins Grundschulalter, beträgt die Rate der Impfversager sogar 12,6 Prozent.

Einen ausreichend hohen Antikörpertiter im Blut zu haben, um die eigene Erkrankung zu verhindern, bedeutet nicht automatisch, daß der Titer auch hoch genug ist, um die 

Vermehrung und Ausscheidung des Virus gänzlich zu unterbinden.

Stellen Sie sich vor, in einer Grundschulklasse mit 25 Kindern sind 24 Kinder wie empfohlen zweimal gegen Masern geimpft und ein Kind vollständig ungeimpft. Jetzt tritt an der Schule ein Masernfall auf, und das ungeimpfte Kind wird aus dem Unterricht ausgeschlossen, um die Weiterverbreitung des Virus zu unterbinden. Drei der geimpften Kinder (die Impfversager) erkranken aber trotzdem und scheiden somit auch das Virus aus. Beim Ausschluß von ungeimpften Kindern bei einem Masernfall wird also mit zweierlei Maß gemessen. Sachlich ist das nicht zu rechtfertigen.

Doch das ist noch nicht alles. Einen ausreichend hohen Antikörpertiter im Blut zu haben, um die eigene Erkrankung zu verhindern, bedeutet nicht automatisch, daß der Titer auch hoch genug ist, um die Vermehrung und Ausscheidung des Virus gänzlich zu unterbinden. Laut einer großen Untersuchung der renommierten Mayo-Klinik (USA) reichte der Antikörpertiter bei zwei Dritteln der vorschriftsmäßig gegen Masern geimpften jungen Erwachsenen nicht aus, um die Ausscheidung des Virus zu verhindern.

Übertragen auf das Grundschulalter könnte dies bedeuten, daß ein Drittel bis zur Hälfte der zweimal gegen Masern geimpften Schüler das Virus verbreiten, obwohl sie selbst nicht erkranken! Selbst wenn die Behauptung stimmen würde, daß man mit einer mindestens 95prozentigen Durchimpfungsrate die Eliminierung der Masern erreichen könne, so ist das Ziel mit den verfügbaren Impfstoffen gar nicht erreichbar, denn allein schon die Rate der direkten Impfversager macht dies unmöglich.

Darüber hinaus sind laut Studie der Mayo-Klinik mindestens zwei Drittel der erwachsenen geimpften Bevölkerung im Falle eines Kontaktes mit dem Virus trotzdem Ausscheider. Und der angestrebte Herdenschutz basiert ja gerade auf dem Unterbinden der Virusausscheidung – womit aber ein bestimmter „Immunstatus“ gemeint ist, und dieser ist keinesfalls mit dem „Impfstatus“ identisch.

Zu den Impfungen, auch der Masernimpfung, gibt es übrigens durchaus effektive Alternativen. Die Weltgesundheitsbehörde WHO propagiert schon seit vielen Jahren den Einsatz von hochdosiertem Vitamin A. Der Hintergrund: Studien haben einen deutlichen Zusammenhang zwischen schweren Masernverläufen und dem Mangel an Vitamin A festgestellt. Andere Studien belegen die starke schützende Wirkung der Vitamine C und D gegen alle Arten von Erkältungserkrankungen. Diese Vitamine sind unter anderem wesentlich für ein vitales Immunsystem, das ja, wie wir inzwischen wissen, nicht nur aus der Produktion von spezifischen Antikörpern besteht. Ausreichend und gesund ernährte Kinder sind gegenüber Infektionskrankheiten wesentlich robuster als hungernde oder mangelernährte Kinder. Indem wir für eine ausreichende Zufuhr von natürlichen Vitaminen, Mineralstoffen, Enzymen etc. sorgen, senken wir die Infektionsrisiken unserer Kinder – auch ohne Impfungen – auf ein Minimum. Es ist unverständlich, warum uns unsere Gesundheitsbehörden nicht ausführlich über diese Zusammenhänge aufklären.

Dies ist nur ein Teil der Ungereimtheiten, auf die ich im Zuge meiner Recherchen gestoßen bin. Meine dringende Empfehlung: Lassen Sie sich bei Ihrer persönlichen Impfentscheidung von niemandem unter Druck setzen, sondern informieren Sie sich ausgiebig, bis Sie das Gefühl haben, eine sichere Entscheidung treffen zu können.






Hans Tolzin, Jahrgang 1958, ist gelernter Molkereifachmann. Er arbeitet als Medizinjournalist, gibt die Zeitschrift „Impf-Report“ heraus und betreibt ein impfkritisches Webportal (www.impfkritik.de).