© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Umwelt
Sonne im Baumarkt
Bernd Rademacher

Dem Solar-Boom geht die Puste aus: Die Photovoltaik-Branche hat in Deutschland 60.000 Arbeitsplätze abgebaut. Der Markt brach seit 2012 um 75 Prozent ein. Das meldet der Bundesverband Solarwirtschaft und warnt vor einem Stillstand. Der Verband von rund tausend Solarbetrieben macht die Bundesregierung für die Krise verantwortlich: Die versprochene Vielfalt der Marktteilnehmer werde durch Ausschreibungen verhindert. Zudem dürfe es keine von der Regierung geplante „Sonnensteuer“ für Solaranlagen von Selbstversorgern geben, diese sei verfassungswidrig. Die Sonne schicke keine Rechnung? Vielleicht bald doch.

Viele der hastig montierten Anlagen sind fehlerhaft oder qualitativ minderwertig.

Aber auch die Branche selbst hat Fehler gemacht. Wie der TÜV Rheinland untersuchte, sind bis zu einem Drittel der während des Booms wegen hoher Einspeisevergütung hastig montierten Anlagen fehlerhaft oder qualitativ minderwertig. An erster Stelle der Mängel rangieren Installationsfehler.

Während der deutsche Markt durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ausgebremst wird, gibt China richtig Gas: Bis 2017 wollen die Pekinger Genossen die Ausbauziele verdreifachen. Weltweit ist die Nachfrage seit 2014 um 20 Prozent gestiegen. „Die Vorteile der Technologie ernten andere“, resigniert der deutsche Bundesverband. Dabei habe die deutsche Solarforschung und -industrie sowie die Verbraucher mit Investitionen entscheidend zur technologischen Entwicklung beigetragen.

Doch beim 6. Branchentag für Photovoltaik in Düsseldorf wollte NRW-Klimaschutz-Minister Johannes Remmel (Grüne) keine Molltöne hören. Statt dessen fabulierte er davon, den Solarstrom verstärkt in die Städte zu bringen: „Die Energiewende muß im Baumarkt ankommen.“ So könnten die Mieter von Nebenkosten entlastet werden – um dann „Sonnensteuer“ bezahlen zu dürfen.