© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Leserbriefe

Zu: „Mehr Nebel als Gipfel“ von Michael Paulwitz, JF 41/15

Unlogisch und ohne Weitsicht

Als eine der größten Kulturnationen der Welt, nach dazu als christliches Abendland, haben wir nicht nur den Wunsch, sondern auch die Pflicht, Menschen in Not zu helfen. Das bedingt aber auch, den Betrug mit Nachdruck zu bekämpfen. Wenn das gelingt, haben wir mehr Mittel für die wirklich Hilfsbedürftigen. Schließlich werden 95 Prozent der Asylanträge nach unseren großzügigen Richtlinien als unbegründet bezeichnet. Es entbehrt daher jeder Logik und Weitsicht, erst einmal ein ungeheuer kostspieliges Aufnahmeverfahren durchzuführen. Stichprobenartige Grenzkontrollen haben bewiesen, daß monatlich mindestens tausend gesuchte Verbrecher über die offenen Grenzen nach Deutschland kommen. 

Schließlich ist es auch eine unerträgliche Rechtslage für einen geordneten und gerechten Staat, Gesetzesbrecher, wie die illegalen Flüchtlinge nun einmal genannt werden müssen, mit Logistik und Geld zu unterstützen. Die Rettung aus Seenot ist eine humanitäre Aufgabe. Aber die Geretteten wollten illegal nach Europa einreisen, deswegen ist es legal, die Geretteten wieder dort abzusetzen, wo sie hergekommen sind. 

Überdies müssen bei den Flüchtlingsproblemen in Nordafrika die Westmächte gefordert sein, die ohne Uno-Mandat unter Bruch des Völkerrechts in Libyen Krieg geführt haben. Es ist ein Hohn, daß gerade Deutschland, das am wenigsten an diesem Krieg beteiligt war, jetzt die größte Last des damaligen Kriegsverbrechens an Libyen tragen muß.

Dr. med. Konrad Vogt, Berlin




Zurück zum Realitätsprinzip

Wenn man merkt, daß man in die falsche Richtung rudert, nützt es nichts, die Schlagzahl zu erhöhen – der Kurs muß geändert werden. Und für eine Kursänderung in der Asylpolitik ist es höchste Zeit. Es ist unverantwortlich, daß Zigtausende unkontrolliert und unregistriert nach Deutschland strömen können. Wenn die Kanzlerin gleichwohl behauptet, daß das Grundrecht auf Asyl für politische Flüchtlinge „keine Obergrenze“ kenne, ist das de jure zwar zutreffend, aber in der Realität gilt die „normative Kraft des Faktischen“. Deshalb irrt Frau Merkel, und es gilt weiter: Wenn das Boot voll ist, dann sollte nicht weiter zugeladen werden, sonst droht der Untergang! 

Der ehemalige Richter am BVerfG Udo Di Fabio, erklärte jüngst zu Recht, daß auch ein weltoffener Staat seine Herrschaft über Gebiet und Bevölkerung bewahren müsse, sonst verlöre er seine Staatlichkeit. Daher ist die unkontrollierte Zuwanderung staatsgefährdend. Der von den Nachkriegsgenerationen geschaffene Wohlstand wird durch diese alle Maßstäbe sprengende Migrationspolitik leichtfertig aufs Spiel gesetzt. 

Obgleich Politik und Medien permanent die Chancen der Zuwanderung beschwören, kann von einer qualifizierten Einwanderung nicht die Rede sein. DIHK-Chef Eric Schweitzer warnte, daß jeder vierte Flüchtling zwischen 16 und 24 Jahre alt sei und „daß zwei Drittel der Flüchtlinge keinerlei Qualifikationen haben“. Und selbst bei den qualifizierten Asylbewerbern bleibt immor noch die Sprachbarriere.

Burkhard Carl-G. Beetz, Sickte




Die Grenzen überschritten

Während man das Problem der Obdachlosigkeit hierzulande seit Jahren nicht in den Griff bekommt, entstehen Flüchtlingszelte und Flüchtlingsunterkünfte von heute auf morgen auf der grünen Wiese in Windeseile in weniger als einem Monat oder es werden Wohnungen und leerstehende Gebäude kurzerhand konfisziert. Die Grenzen der Belastbarkeit sind vielerorts erreicht. Das Ideal der Gastfreundschaft leidet, wenn die dauerhafte Unterbringung von Fremden (Asylsuchende oder Flüchtlinge) zu Konflikten im Alltag führt. Denn Migranten sind keine Gäste auf Besuch in der Nachbarschaft mit identischer Kultur, Religion oder Tradition.

Albert Alten, Wernigerode




Gefahr auch ohne Hochwasser

In der Hamburger Bürgerschaft wurde am 1. Oktober ein Gesetz verabschiedet, welches erlaubt, ungenutzte Gewerbeimmobilien sofort beschlagnahmen zu können, um sie als Flüchtlingsunterkünfte zu nutzen. Per Polizeirecht wurde bereits eine private Tennishalle mit Polizeigewalt geöffnet, wo unmittelbar Flüchtlinge einquartiert wurden. Was kommt als nächstes? Die Enteignung von Privatwohnungen, weil in einer Drei-Zimmer-Wohnung nur eine Person lebt?

Thomas Gloede, Hamburg






Zu: „Keiner entgeht dem deutschen Sozialstaat“ von Ronald Gläser, JF 41/15

Enttäuschte Aufbaugeneration

Aus meiner Arbeit mit Vertriebenen und Flüchtlingen aus Ost- und Mitteldeutschland sowie mit Menschen mittleren Alters kenne ich die tiefe Enttäuschung der Aufbaugenerationen über den viel zu großen Zuzug der „Gastarbeiter“ seit 1960, durch die die „Trümmergeneration“ bereits ins Abseits gedrängt wurde. Der aktuell akute, unkontrollierte Zustrom von Menschen aus aller Herren Länder ist offenbar unbeherrschbar – nicht zuletzt als Folge der einladenden Gesten von Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck. Erhoffen sich beide etwa den Friedensnobelpreis?

Günter Heinz, Mülheim






Zu: „Ein zu bequemes Imperium“ von Christian Schreiber, JF 41/15

TTIP läßt grüßen

Alle Autos, welche einen Crash-Test bestehen sollen, werden vom Hersteller so gebaut, daß sie zum Beispiel beim Auftreffen auf einen festen Betonklotz frontal, seitlich oder unter einem bestimmten Einschlagwinkel den geforderten Schutz bieten. Das ist legitim. 

Ebenso müssen die Motoren unter bestimmten Bedingungen Abgastests bestehen, was heute durch ein elektronisches Management erreicht wird. Und das soll nicht legitim sein? Das ist doch vergleichbar. Der absolute Ausstoß großvolumiger Ami-Schlitten beträgt das Vielfache eines effizienten Dieselmotors. Also was soll das Ganze? Wem nützt diese Schmierenkampagne? Handelt es sich etwa um eine aus dem Konzern intern angezettelte Intrige? Oder hat die amerikanische Autoindustrie nachgeholfen, der lieben Marktanteile wegen?

Für VW und die deutsche Wirtschaft wäre es besser gewesen, wenn man sich hinter VW gestellt hätte, wenn man das Positive hervorgehoben hätte, welch technisch fortschrittliche Autos von VW – und nicht nur von VW – in Deutschland gebaut werden. Wenn schon die Dieselfahrzeuge in den USA keinen Gewinn abwerfen, wie man hört, sollte VW dort auch aus wirtschaftlichen Gründen keine solchen Fahrzeuge mehr verkaufen. 

Außerdem zeigt uns dieser Fall mal wieder, mit welch juristischen und wirtschaftlichen Risiken USA-Geschäfte behaftet sein können. Die im Zusammenhang mit TTIP diskutierten Privatklagemöglichkeiten lassen grüßen.

Michael Winnen, Hagen-Emst






Zu: „An die Hausgenossen denken“ von Gernot Facius, JF 41/15

Okzident begrüßt Orient

Es ist schon bedenklich, welche Posi­tion die Kirchen zum Flüchtlingsstrom einnehmen. Im Zeitalter der Kreuzzüge rief die Kirche zu Feldzügen gegen den Islam auf. Heute öffnet man weit die Tore des Abendlandes. Wenn die Bibel zitiert wird, sollten allerdings auch Jesu Worte in Matthäus 10, 34 nicht unerwähnt bleiben: „Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Und Mätthäus 10, 36: „Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“

Ich frage mich daher als Christ, was würde Jesus Christus heute zur fortschreitenden Islamisierung Europas sagen? Haben die Kirchen darauf eine Antwort, gerade angesichts der Behandlung von Christen in der islamischen Welt?

Ulf Friedrich, Gelsenkirchen






Zu: „25 Jahre Wiedervereinigung / Treulos gegen das Eigene“ von Thorsten Hinz, JF 41/15

Hervorragende Analyse

Man wird im deutschen Blätterwald in kaum einer anderen Zeitung geschweige denn in einer TV-Sendung zur deutschen Einheit eine so hervorragende Analyse wie die von Thorsten Hinz finden. So feinfühlig, ja seismographisch gegenüber den historischen Komplexen und den daraus entwachsenden politischen Befindlichkeiten der politischen Klasse, die sich in der alten Bundesrepublik entwickelt haben, kann wohl nur sein und es dann trefflich beschreiben, wer, wie der Autor des Artikels, als Staatsbürger an den geistigen Flachheiten der DDR-Führung selber zu leiden hatte. Dieses Wissen um die Fehlentwicklungen beider Teilstaaten gibt dem Artikel aber, wie jede politische Aussage, die um Wahrheit bemüht ist und den bundesrepublikanischen Nebel einer verquasten christlich-humanitären Pseudoreligion entlarvt, eine identitätsstiftende Wirkung. Damit ist auch der Beitrag selbst das vom Autor zitierte „Quentchen Hoffnung.“

Gerhard Scheunpflug, Eutin






Zum Leserbrief: „Leidvolle Kulturdebatte“ von Eberhard Koenig, JF 41/15

Religion ist das Bindeglied

Indem nun endlich auch bei den verstockten Leugnern einer Leitkultur für Deutschland die Vernunft einkehrt, sollte doch eines nicht vergessen werden: die Religion! Henning Arnisaeus formulierte 1636 diesen Grundsatz: „Religio vinculum societatis“! Die Religion ist das Bindeglied der Gesellschaft! Angesichts des Ansturms muslimischer Massen – mehr als 70 Prozent der Asylbewerber – wird die Rede über eine Integration zur Farce. Darauf sollten wir uns besinnen, denn dieses Geschwafel verdeckt bewußt, daß es sie mit diesen Leuten nicht geben wird. Der syrisch-katholische Bischof von Aleppo sagte mir gerade während einer Konferenz in Salzburg (28./29. September), daß die Muslime dort nie von Dialog sprechen, sondern stets nur von Begegnung. Der Islam sieht sich immer als der Überlegene; nur in der Diaspora läßt er sich aus taktischen Gründen zu einem sogenannten „Dialog“ herab. 

Es ist Zeit, aufzuwachen. Das Christentum ist ein Pfeiler unserer Leitkultur! Schämen wir uns seiner nicht!

Prof. em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte






Zu: „Der neue Größenwahn“ von Thorsten Hinz, JF 40/15

Klinische Psychologie

Den Strom von Armutsflüchtlingen, der alle bisher bekannten Dimensionen sprengt, kommentiert Frau Merkel mit dem denkwürdigen Satz: „Die Welt sieht Deutschland als Land der Hoffnung und der Chancen.“ Meint sie die ganze Welt? Falls ja, ist dieser Satz ein Fall für die klinische Psychologie. Ein Beispiel dafür, wie bruchlos die Allmachtsphantasien von Politikern, selbst wenn sie guter Absicht entspringen, in verantwortungsloses Handeln übergehen können. Frau Merkel weiß selbst, daß es ihre Regierungspolitik ist, die fortwährend Anreize zur unkontrollierten Masseneinwanderung setzt. Zudem hat jeder Einwanderer, der ein Bleiberecht erhält, Anspruch auf Familiennachzug. Was das bedeutet, läßt sich mit einer einfachen Multiplikation ausrechnen. Die Folge ist ein stillschweigender demographischer und kultureller Umbau unserer Gesellschaft, der durch nichts, aber auch gar nichts demokratisch legitimiert ist. Sarrazin hat recht: Deutschland schafft sich ab.

Prof. Dr. rer.soc. Berthold Löffler, Ravensburg




Unternehmen Deutschland

Angela Merkels voreiliger und unvernünftiger Ausstieg aus der Kernenergie kostet uns Deutsche Milliarden Euro. Ebenso ist sie maßgeblich verantwortlich für die als „alternativlos“ bezeichneten Milliardenzahlungen an Griechenland, für die ebenfalls der deutsche Steuerzahler geradezustehen hat. Die größten und in ihrem Umfang noch gar nicht absehbaren Lasten werden uns jedoch durch ihre Einladung an alle Notleidenden dieser Welt, nach Deutschland zu kommen, aufgebürdet. Wenn ein Vorstand eines Industrieunternehmens sich wiederholt zum Schaden seiner Firma betätigt, müßte er längst an seinen Rücktritt denken.

Mainhard Welte, München






Zu: „Luckes zweiter Versuch“ von Marcus Schmidt, JF 40/15

Zeitverschwendung

Berichte über die Lucke-Abspalter-Partei Alfa scheinen mir Zeitverschwendung. Alfa hat kaum Mitglieder und taucht in den Umfragen gar nicht auf. Die AfD als „Schmutzfänger“ zu bezeichnen, ist ganz mieser Stil Luckes gegenüber den Engagierten. Trotz vieler Unkenrufe in den Medien hat sich die AfD erstaunlich gut entwickelt und liegt wieder über fünf Prozent. Gut ist auch, daß Frauke Petry der FPÖ zum Wahltriumph in Ober­österreich gratulierte, was unter Lucke undenkbar gewesen wäre. Die AfD muß sich sich jetzt nur davor hüten, durch extremistische verbale Ausrutscher einzelner Mitglieder den PC-Wächtern Angriffsfläche zu bieten. Eine harte, aber nicht hetzerische Oppositionspartei wird gebraucht.

Dr. Peter Müller, München






Zum Leserbrief: „Alles schon gehabt“ von Volker Krause, JF 40/15

Falsche Überlieferung

Im Leserbrief steht: „Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt“, da es angeblich die offiziell gesungene Losung gewesen sei. Tatsächlich habe ich, heute 93 Jahre, es anders erlebt. In meinem Liederbuch von damals, „Singend wollen wir marschieren“ (Hrsg. Günther Heinig, Nationaler Aufbauverlag, Leipzig 1935, Dritte Auflage) heißt es in dem betreffenden Lied (unter dem Titel: „Wir werden weiter marschieren“) wörtlich: „Heute da hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.“ Unser Fähnleinführer verbat sich ausdrücklich, daß statt „da hört“ ein „gehört“ gesungen wurde, da wir keine Welteroberer seien.

Peter Krause, Gifhorn