Arte und der NDR drehen zur Zeit in Berlin „Die vierte Gewalt“. Benno Fürmann spielt darin einen freien Journalisten (und alleinerziehenden Vater), der auf einen Job bei der Tageszeitung Die Republik hofft. Führmann alias Jan Schulte kommt der Gesundheitsministerin auf die Schliche, die dafür gesorgt hat, daß ihr Bruder bei einer Herztransplation bevorzugt wurde. Redaktionsinterne Auseinandersetzungen verhindern die Veröffentlichung des Scoops, bis das Boulevardblatt Der Tag die Story schließlich veröffentlicht. Es geht um gestohlene Unterlagen, Amtsmißbrauch von Politikern, verlagsinterne Intrigen, einen Presseskandal – kurz: um Medien und Korruption. Oder, wie es der NDR selbst ausdrückt: „Das Drama erzählt von Korrumpierung und Korruption in Journalismus und Politik.“

Gab es nicht den Unterhaltungschef des MDR, gegen den 2013 Anklage erhoben wurde?

Das Merkwürdige daran ist, daß sich das alles ausschließlich in Zeitungen abspielt. Medien und Korruption – war da nicht was? Gab es nicht den früheren Unterhaltungschef des MDR, gegen den 2013 Anklage erhoben wurde, weil er Sendergelder veruntreut haben soll? Was mit dem RBB, dessen Chefredakteur im Zusammenhang mit dem BER-Skandal vorgeworfen wird, „vor der Politik zu buckeln“? Und grundsätzlich: Was ist mit der SPD-Nähe des WDR und der CSU-Nähe des BR, dessen Intendant zuvor Angela Merkels Pressesprecher war?

Nach Ansicht der öffentlich-rechtlichen Drehbuchschreiber sind Korruptionsskandale in bösen, privaten Zeitungsverlagen gang und gäbe, während sie – die GEZ-finanzierten Qualitätsmedien – natürlich frei sind von Schuld. 

Am 30. September hat Angela Merkel alle GEZ-Intendanten im Kanzleramt strammstehen lassen. Nachdem diese Tatsache durchgesickert war, wurde der Termin offiziell bestätigt, aber nichts über das „informelle Gespräch“ mitgeteilt. Das wäre mal interessant, was besprochen worden ist – und übrigens auch eine schöne Vorlage für ein Drehbuch.