© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/15 / 30. Oktober 2015

Nur wenige Asylsuchende auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar
Fachkräfteengpaß
Jörg Fischer

In einem sind sich DGB, Wirtschaftsverbände, tonangebende Wissenschaftler, Bundespolitik und Leitmedien völlig einig: Der Flüchtlingsstrom verursacht gewaltige Integrationsanstrengungen, aber „nur durch massive Zuwanderung“ werde es Deutschland gelingen, langfristig seinen Lebensstandard zu sichern, wie es der Princeton-Ökonom und Investmentbanker David Folkerts-Landau in der Zeit formulierte. Angela Merkel könnte daher „einer der großen Staatsführer werden, die Deutschland weit über die eigene Generation hinaus verändert haben“, so der Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) glaubt hingegen nicht, daß die jetzigen Einwanderer „Deutschlands wirtschaftliche Vorreiterrolle in Europa über Jahrzehnte festigen“. Denn laut einer BVMW-Umfrage gehen 78 Prozent aller befragten Inhaber und Geschäftsführer kleiner und mittlerer Betriebe davon aus, daß noch nicht einmal jeder zehnte Flüchtling direkt in Arbeit oder Ausbildung vermittelbar sei. 64 Prozent rechnen mit steigenden Arbeitslosenquoten – auch durch millionenfachen Familiennachzug. Deshalb fordern 77 Prozent der befragten 3.000 Mitgliedsunternehmen „eine schnellere und konsequentere Abschiebung von Asylbewerbern“.

57 Prozent verlangen sogar eine verpflichtende Voraberklärung der Flüchtlinge, deutsche Gesetze und Kultur anzuerkennen. Damit stellen sich die Mittelständler vollends gegen den Mainstream – aber das überrascht nicht. Schon im August widersprach BVMW-Präsident Mario Ohoven der Kanzlerin und Folkerts-Landau heftig, als er den Bundestag aufforderte, gegen die erneute Eurorettung zu stimmen: „Wir sagen ja zu humanitärer Hilfe für Griechenland. Wir sagen aber ebenso klar nein zu weiteren Zahlungen in unbestimmter Höhe.“ Das trifft auch in der Asylkrise zu.

Aktuelle Umfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW):  www.bvmw.de