© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/15 / 30. Oktober 2015

CD-Kritik: The Perc meets the Hidden Gentleman
Harter Watteballen
Sebastian Hennig

Die frühen neunziger Jahre waren spannend für die Liebhaber gehobener Beatmusik. Die Kinderkrankheiten des Punk waren überwunden, die Techno- und Danceszene noch subversiv. Es schlug die Zeit für inkommensurable Kapellen wie „Die Freunde der italienischen Oper“, „Die Erde“ oder „The Perc meets the Hidden Gentleman“. Alle gingen rasch wieder auseinander und haben Alben von zeitloser Delikatesse hinterlassen.

Tom „The Perc“ Redecker ist zugleich einer der Inhaber des Krautrock-Labels Sireena, wo das extralange Vinyl-Minialbum „The Fruits of Sin & Labor“ von 1990 nun erstmals als CD erschienen ist. Das achtminütige Rockoperchen „The Comic Suite“ handelt von der Liebesinitiation des Muttersöhnchens Pete durch die hingebungsvolle Margo. Die zweite Hälfte der Lieder sind Aufnahmen von Konzerten und geben einen guten Eindruck von der Präsenz der Liveband. Zwölf Minuten „Rock The Widow“ klingen wie „Riders in the Storm“ in einer Version von DAF. Mit der Zugabe „I want ya Scalp“ wird das Publikum verscheucht.

Auf schwarzweißen Fotos sind die beiden Musiker eingesponnen in eine riesige Spinnwebe abgebildet. So wie dieser Webfaden zum verwirrenden Gespinst, so wabert sich ihr geradliniger Rhythmus zu einem harten Watteballen zurecht.

The Perc meets the Hidden Gentleman The Fruits of Sin & Labor Sireena, 2015  www.sireena.de