© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/15 / 30. Oktober 2015

Die Ära Konken geht zu Ende
DJV: Der Verbandstag in Fulda wählt einen neuen Vorstand / Zwei Kandidaten für die Nachfolge des Langzeit-Vorsitzenden
Ronald Gläser

Paukenschlag beim Tagesspiegel: Die Berliner Tageszeitung kündigte unmittelbar nach der Bekanntgabe der jüngsten IVW-Auflagezahlen an, bis zum Jahresende keine Beiträge von freien Journalisten mehr veröffentlichen zu wollen. Der Grund: Sparmaßnahmen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kündigte an, die betroffenen Kollegen zu beraten. Eine solche „verlegerische Fehlentscheidung“ sei nicht hinnehmbar.

Sicherlich wird auch auf dem DJVVerbandstag über diesen spektakulären Schritt gesprochen. 295 Delegierte treten von Sonntag bis Dienstag in Fulda zusammen, um einen Nachfolger für den langjährigen Vorsitzenden Michael Konken zu wählen.

Konkens Amtszeit ab 2003 war überschattet von Sparmaßnahmen, Umstrukturierungen und der digitalen Revolution, die die Branche durchrüttelt. Viele Redaktionen sind in diesen Jahren abgewickelt oder fusioniert worden. Die Bedingungen sind nicht leichter geworden. 

Daran wird sich auch nichts ändern, wenn ein neues siebenköpfiges Gremium die größte Journalistenorganisation Europas mit 35.000 Mitgliedern führt. Zur Wahl stehen zwei Kandidaten: DJV-Schatzmeister Frank Überall  aus Nord-rhein-Westfalen und der Chef des Berliner Journalistenverbandes Alexander Fritsch.

Überall ist Kölner und lehrt an einer Kölner Hochschule Medien- und Politikwissenschaft. Vor zwanzig Jahren war er Chefredakteur des JU-Mitgliedermagazins Die Entscheidung. Er arbeitet unter anderem für die linke Magazinsendung Monitor (WDR) und beschäftigt sich mit Themen wie Korruption. Als DJV-Chef wolle er das Verbandsklagerecht durchsetzen, sagte er im Interview mit dem DJV-Mitgliederheft Journalist. 

Alexander Fritsch ist FDP-Mitglied  und arbeitet für die Deutsche Welle. Er hatte im Sommer als erster seine Kandidatur gegen Konken angekündigt. Daraufhin hatte dieser entschieden, nicht wieder anzutreten. Fritsch will, daß sich der DJV wieder stärker als Interessenvertretung profiliert. Delegierte berichten, daß kein Favorit auszumachen sei.