© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/15 / 06. November 2015

Manuela Schwesig stellt Familienbericht vor
Ministerin für Märchen
Elena Hickman

Sie sollte eigentlich zu alt dafür sein, aber anscheinend hat Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) immer noch eine Vorliebe für Märchen. Ihr neuestes ist für die ganze Familie geeignet – wie auch immer diese nun aussehen mag. Familie, so behauptet der nun vorgestellte Bericht, zeige sich in „vielfältigen Formen“. Die darin enthaltenen Fakten allerdings fördern ein erstaunlich „einfältiges“ Bild zutage: Die meisten Kinder wachsen eben immer noch mit ihrem leiblichen Vater und ihrer leiblichen Mutter auf – und die sind miteinander verheiratet. Anstatt sich jedoch dementsprechend mit echten Problemen deutscher Normalfamilien zu befassen, behandelt Schwesigs Report doch lieber gesellschaftspolitische Sondermodelle. 

Ungeachtet dessen wünschen sich beispielsweise immer mehr Menschen hierzulande eigene Kinder, haben dann aber keine Zeit, sich angemessen um ihren Nachwuchs zu kümmern. Deshalb versucht das Ministerium, mit immer mehr Kita-Plätzen zu „helfen“. Familienfreundlichere Arbeitszeiten? Unauffindbar. Familienplanung, die sich wieder auf Liebe und Hingabe für Kinder konzentriert? Veraltet.

Vielleicht schafft es Schwesig ja, sich bis zum nächsten Familienreport wieder mehr mit den Wünschen und Anforderungen von realen Familien zu befassen – anstatt sich ihre Welt à la Pippi Langstrumpf so zu schaffen, wie sie ihr gefällt.