© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

„Man will diese Krise gar nicht lösen“
Zuwanderung als lukrative Einnahmequelle? Bestseller-Autor Udo Ulfkotte wagt mit seinem neuen Buch „Die Asylindustrie“ die These, nicht die Beendigung der Massenimmigration, sondern deren Ausweitung sei das Ziel der professionellen Flüchtlingshilfe in Deutschland
Moritz Schwarz

Herr Dr. Ulfkotte, Ihr neues Buch beginnen Sie ungewöhnlich: mit der Bitte an die Leser, nicht vor Asylbewerberheimen zu demonstrieren. 

Ulfkotte: Weil das Material, das ich dort präsentiere, ausreicht, auch den wohlmeinendsten Bürger auf die Barrikaden zu bringen. Aber: Für die Mißstände sind meist nicht die Asylbewerber verantwortlich – sondern unsere Politiker!

In Ihrem Buch diagnostizieren Sie, die Flüchtlingswelle sei eine Art „Krieg mit dem Ziel, die Staaten Europas zu zerstören“. Ist das nicht übertrieben? 

Ulfkotte: Nein. Das Problem ist vielmehr, daß wir uns nach zwei Generationen Frieden so etwas nicht mehr vorstellen können. Kriegsähnliche Zustände in Mitteleuropa? Das halten wir für geschichtlich erledigt, für ebenso unmöglich wie die meisten von uns vor 1989 den Fall der Mauer. Raten Sie, wie deutsche Medien reagierten, als das Schweizer Heer vor wenigen Jahren die Abwehr von Flüchtlingen an der Landesgrenze übte?

Sagen Sie es uns. 

Ulfkotte: Dessen Kommandeur wurde von unseren Blättern quasi für verwirrt erklärt. Dabei genügt ein Blick ins Geschichtsbuch, um zu erkennen, daß Migrationsströme immer wieder als Waffe eingesetzt wurden. Solche Ideen finden Sie heute angefangen bei der Antifa, den Linken und den Grünen, die zum Beispiel davon träumen, daß „Deutschland verreckt“, oder unseren Staat aufzulösen, wie unlängst die Grüne Jugend twitterte. Unter deren Mitgliedern übrigens auch schon einige am Rande eines Parteitages gemeinschaftlich auf eine deutsche Fahne uriniert haben. Und die ihre Vernichtungsphantasien immer wieder mit dem Wunsch nach Einwanderung möglichst vieler Fremder verbinden. Auf der anderen Seite reichen diese Ideen bis hin zu islamischen Potentaten, wie ehemals Libyens Diktator Gaddafi, der drohte, Europa durch Flüchtlingsströme zu destabilisieren, oder dem späteren türkischen Premier Erdogan, der, ebenso wie der deutsche SPD-Europaabgeordnete Vural Öger, eine islamische Landnahme in Europa per Einwanderung propagierte. Und wenn selbst EU-Kommissionspräsident Barroso 2010 vor apokalyptischen Zuständen warnte, unter anderem durch Migrationsströme, die die Sozialsysteme der EU-Staaten zu Fall bringen könnten, und ebenso unter Gerhard Schröder im Bundeskanzleramt über solche Szenarien diskutiert wurde, dann halte ich meine Feststellung keineswegs für übertrieben.  

Moment, die Politik argumentiert, dieser Ansturm sei nicht vorauszusehen gewesen.

Ulfkotte: Ach was, wie schon beim Euro gab es von Anfang an viele warnende Stimmen. Aber diese Leute hat man lieber fertiggemacht, sie als Populisten, Nationalisten oder „Brandstifter“ beschimpft. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus Österreich: Noch 2009 wurde dort die FPÖ-Politikerin Susanne Winter wegen Volksverhetzung verurteilt, weil Sie vor einem „Flüchtlings-Tsunami“ gewarnt hatte. Nicht nur, daß genau dies eingetroffen ist, auch etablierte Politiker und Medien haben, wie ich im Buch belege, angesichts der Krise inzwischen genau diesen Begriff verwendet, natürlich ohne bestraft zu werden. Es wurde und wird schlicht vor keinem Mittel zurückgeschreckt, um Kritiker zu verleumden.

Ihr Buch heißt „Die Asylindustrie“. Auch hier die Frage: Ist es nicht übertrieben, gleich von einer „Industrie“ zu sprechen?

Ulfkotte: Ganz und gar nicht. Mit den Flüchtlingsströmen schwemmt ein gewaltiger Markt ins Land, auf den Teile der Industrie, der Wohnungswirtschaft, der Sozial- und Integrationsdienstleister, der karitativen Organisationen, der Politik und der Medien nur gewartet haben. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Allein die Pharmaindustrie rechnet mit einem zusätzlichen Umsatz im zweistelligen Milliardenbereich – und zwar allein mit Präparaten gegen Hepatitis C, eine lebensbedrohliche Krankheit, die in den Heimatländern vieler Flüchtlinge verbreitet ist. Um diese enorme Summe bildhaft zu machen: Jeder Flüchtling, der dagegen vorsorglich behandelt wird, bekommt täglich den Gegenwert eines iPhones, etwa 800 Euro, an Medikamenten. Bis die Therapie beendet ist, hat jeder etwa den Gegenwert eines Einfamilienhauses an Pharmaka geschluckt.

Ist es nicht legitim, daß die Pharmaindustrie versucht, daran zu verdienen? Würde sie im Zuge der „Refugees welcome“-Welle ihre Produkte verschenken, wären Sie doch der erste, der das lautstark kritisiert.

Ulfkotte: Natürlich. Der Punkt ist aber, daß das Ganze irgendwer bezahlen muß. Raten Sie wer? Gesundheit ist heute so teuer, daß man sie nicht unbegrenzt finanzieren kann. Natürlich müssen am Ende für die Versicherten Beiträge erhöht und Leistungen gekürzt werden, um die Kosten zu schultern. Ich sage nicht, daß das die Schuld der Pharmaindustrie ist, aber das Beispiel zeigt, daß wir es in der Tat mit einem Phänomen industriellen Ausmaßes zu tun haben. Ebenso wie mein weiteres Beispiel: Karitative Organisationen wie AWO, Caritas oder Diakonie haben zusammen fast 1,5 Millionen Mitarbeiter. Diese Riesen sind längst im großen Maßstab in das Geschäft der Asyl- und Integrationsindustrie eingestiegen. Und wie jede Industrie begrenzen sie sich nicht darauf, den vorhandenen Markt zu bedienen, sondern versuchen ihn zu erweitern. Deshalb begnügen sie sich nicht damit, die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge zufriedenzustellen, sondern wecken ständig neue, erfinden Angebote für ihre neuen Kunden wie „Kunsttherapie“, „Erholungswochenenden“ oder „Paddeln für Flüchtlinge“, oder sie organisieren „Feste mit Flüchtlingen“. Wie bitte? Feste feiern mit Flüchtlingen als karitative Aufgabe? Haben Sie sich so etwas vorgestellt, als Sie zuletzt an diese Organisationen gespendet haben, damit die mit Ihrem Geld die Not in der Welt lindern? Oder: „Gesucht (für die neue Flüchtlingsunterkunft) werden Reinigungskräfte“. Wie bitte? Putzkräfte bezahlt von Spendengeldern? Können Einwanderer nicht selbst putzen? Ich meine, all das zeigt, daß sie die Flüchtlinge nicht als Menschen in existentieller Not, sondern als lukrative Kundschaft betrachten.

Aber zeigen Ihre Beispiele nicht, daß sich die Asylindustrie von der sonstigen Sozialindustrie eigentlich gar nicht unterscheidet?

Ulfkotte: Richtig! 

Dann kann der Umstand, daß es sich um Einwanderer handelt, allerdings auch nicht Ihr Kritikpunkt sein.

Ulfkotte: Abgesehen davon, daß es schon einen Unterschied macht, ob ein Leistungsempfänger zuvor in eine Solidargemeinschaft eingezahlt hat oder nicht, habe ich das auch nicht behauptet. Mein Punkt ist, daß die Sozialindustrie, die bereits eine der größten Industrien im Land ist, nicht dafür sorgt, daß es weniger soziale Not gibt, denn von dieser lebt sie ja. Vielmehr ist ihr Interesse,  daß das Geschäftsfeld wächst und sie dieses daher beständig ausweitet. Und nun kommt als weiteres Betätigungsfeld noch eine gigantische Asylindustrie hinzu. Ich halte das für verhängnisvoll. 

Was wäre die Alternative? Wir haben bereits fast eine Million neue Zuwanderer im Land. Stellen Sie sich vor, was diese tun, wenn sie keiner versorgt. 

Ulfkotte: Verstehen Sie nicht? Es geht darum, daß diese Asylindustrie die Probleme keineswegs löst, sondern nur Vermögen vernichtet. Ihr Geschäftsziel ist die Daueralimentierung ihrer Kunden. Beispiel Sprachkurse: Ich habe recherchiert und dabei gelernt, daß keineswegs versucht wird, den Einwanderern möglichst viel Deutsch in möglichst kurzer Zeit beizubringen, um sie dann ins Leben zu entlassen, sondern daß sie ständig ermuntert werden, noch weitere Aufbaukurse zu machen. Man will sie gar nicht gehen lassen. Wenn tatsächlich Integration das Ziel dieser Industrie ist und nicht Gewinn, dann hat sie auf ganzer Linie versagt. So leben etwa 77 Prozent der Iraker in Deutschland von Hartz IV, bei den Libanesen sind es sogar 90 Prozent und bei den Kosovo-Albanern sage und schreibe 120 Prozent.

120 Prozent? 

Ulfkotte: Ja, weil es etwa einem Fünftel von ihnen gelungen ist, die Hilfe doppelt zu beantragen. Wenn Sie sagen, ohne Asyl- und Integrationsindustrie wäre die Lage noch schlimmer, dann sage ich: Nein, ohne sie würden die meisten Einwanderer – bis auf die wirklich Verfolgten – gar nicht erst kommen. Unsere Gesellschaft hat sich für ein Werbeverbot für Tabak entschieden, weil wir nicht immer neue Raucher heranziehen wollen. Ich sage, ebenso unethisch ist es, wenn eine Sozialindustrie versucht, Kunden zu rekrutieren. Zum einen, weil sie diese in Abhängigkeit halten will, zum anderen weil Spender und Steuerzahler das bezahlen. Warum, frage ich Sie, gibt es etwa Werbefilme des Bundesamtes für Migration – in vielen Sprachen –, in denen dafür geworben wird, welche Sozialleistungen wie in Deutschland beantragt werden können? Für mich gehören Leute, die so etwas machen, vor Gericht! 

Sind Sie mit Ihren Bestsellern im Grunde nicht selbst Profiteur der diversen Krisen?

Ulfkotte: Fragen Sie mal meinen Anwalt, mit wie vielen Prozessen ich wegen meiner Bücher überzogen werde und wieviel mich diese kosten! Beispiel: „Der Krieg in unseren Städten“ von 2003, monatelanger Spiegel-Bestseller. Ich hatte 32 zivilrechliche Klagen und habe am Ende 150.000 Euro draufgezahlt. Der Eichborn-Verlag ist unter anderem deshalb in die Insolvenz geraten.

Zeigen diese Klagen, daß Ihre Bücher unseriös sind, wie Kritiker Ihnen vorhalten?

Ulfkotte: Das werfen mir Kollegen, wie etwa Stefan Niggemeier, vor. Klar, diese Leute macht wild, daß sie als die ach so großen „Medienjournalisten“ beziehungsweise ihre Bücher von meinen in der Publikumsgunst weit überrundet werden. Natürlich findet man in jedem Sachbuch Fehler, auch in meinen, niemand ist perfekt. Aber daraus zu drehen, alles sei falsch, ist eine Unverschämtheit. Glauben Sie das denn etwa auch?

Zwar belegen Sie die meisten Behauptungen mit Quellenangaben der Medienberichte, auf die Sie sich stützen. Aber Sie prüfen nicht, ob diese Berichte auch stimmen.

Ulfkotte: Hunderte Medienberichte zu überprüfen würde die Kapazität jedes journalistischen Autors sprengen! Dann wären meine Bücher wissenschaftliche Studien. Natürlich verlasse ich mich auf Medienberichte als Quellen – unter anderem auch auf die der JUNGEN FREIHEIT.

Viele Ihrer Bücher sind auf Anhieb Bestseller, dennoch werden sie kaum rezensiert.

Ulfkotte: Das wundert Sie? Meine  Bücher werden offen boykottiert. 99 Prozent der deutschen Medien weigern sich sogar, bezahlte Anzeigen zu schalten. 

Warum?

Ulfkotte: Nicht weil die Verlage inhaltlich Probleme mit meinen Büchern hätten, sondern weil sie massiv unter Druck gesetzt werden, Beschwerden bekommen, Anzeigenkunden drohen etc. Das wird uns ganz offen gesagt. Aber das ist meinem Verlag und mir inzwischen egal, denn meine Bücher werden auch ohne Anzeigen Bestseller – gleich drei meiner Bücher finden Sie derzeit auf der Spiegel-Bestsellerliste, und unter den elf meistverkauften Amazon-Politiktiteln zur Zeit sind allein vier von mir.

Für die Lösung der Flüchtlingskrise machen Sie einen ungewöhnlichen Vorschlag. Pardon, meinen Sie so etwas eigentlich ernst? 

Ulfkotte: Natürlich, ich verstehe Ihre Frage nicht. Ich meine zum einen, wir sollten die Flüchtlinge in den Kasernen der US-Armee in Deutschland einquartieren, und zwar weil die USA diese Flüchtlingsströme durch ihre Kriege maßgeblich mitproduzierten. Wenn die USA ein so demokratisches Vorbild sind, wie uns Politik und Medien immer erzählen, müßten diese mit großem Engagement bereit dazu sein. Zum anderen sollten wir Druck auf reiche moslemische Staaten ausüben, ihre zahlreichen Glaubensbrüder unter den Flüchtlingen bei sich aufzunehmen, statt ihnen hierzulande Moscheen zu bauen. Notfalls müßte unsere Regierung deren Vermögen bei uns enteignen, statt wie jetzt letztlich die eigenen Bürger. Warum, frage ich Sie, werden solche Lösungsansätze von unserer Politik und unseren Medien eigentlich nicht diskutiert? 






Dr. Udo Ulfkotte, seit Jahren warnt der Bestseller-Autor vor den Folgen vor allem islamischer Masseneinwanderung. Wiederholt erhielt er Todesdrohungen. Geboren 1960 in Lippstadt, studierte er unter anderem Islamkunde, lehrte an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, der Universität Lüneburg und der Olivet University in San Francisco. Von 1986 bis 2003 war er Redakteur der FAZ. Zudem schrieb er für Park Avenue, Capital und Cicero. Sein neues Buch „Die Asylindustrie. Wie Politiker, Journalisten und Sozialverbände von der Flüchtlingswelle profitieren“ hat sich auf Rang zwanzig der Spiegel-Bestsellerliste plaziert. 

 www.ulfkotte.de

Foto: Einwanderer in Berlin: „Mit den Flüchtlingen schwemmt ein gewaltiger Markt ins Land, auf den die Asylindustrie nur gewartet hat“

 

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