© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

Sozial unausgeglichene Stadtentwicklungspolitik: Mitte gehört „Besserverdienern“
Familien werden an den Rand gedrängt
(wm)

Zur Miete zu wohnen, war in den deutschen Großstädten bisher die Regel. Das ändert sich, denn gegenwärtig werden die urbanen Zentren von einer Kauflust privater und institutioneller Investoren erfaßt. Ein Trend, dessen soziale Folgelasten sich bereits abzeichnen, wie die Frankfurter Humangeographin Susanne Heeg am Beispiel der Mainmetropole zeigt (Geographische Rundschau, 10/2015). Das „Wohnen um jeden Preis“ verdränge die letzten „einkommensschwachen Familien“ aus der Innenstadt. Da der private Wohnungsbau ausschließlich auf wohlhabende Käufer ziele und sich zugleich die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen beschleunige, würden über „wenig Marktmacht“ verfügende sozial Schwache, die heute die Hälfte ihres Einkommens für die Miete ausgeben, an die Peripherie gedrängt. Gestoppt werden könne diese Entwicklung nur durch ein Umsteuern in der Wohnungspolitik. Öffentliche Flächen sollten nicht länger an private Projektentwickler gehen, und öffentliche Wohnungsunternehmen müßten sich auf ihre sozialen Aufgaben besinnen und dürften ihre Objekte nicht primär weiter an „Besserverdiener“ adressieren. Nur so sei der soziale Ausgleich in der Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik zu erreichen. „Offensichtlich gibt es sehr wenig regulierende Eingriffe der Politik in die Stadtplanung“, beklagte Heeg in der Frankfurter Rundschau. 


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