© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/15 / 20. November 2015

Verbraucher fordern wegen der VW-Affäre mehr Klagerechte
Vergiftetes Klima
Jörg Fischer

In Nordamerika zeigt sich der Volkswagen-Konzern kulant: Dieselgate-Betroffene erhalten als ersten Schritt zur Wiedergutmachung ein 1.000-Dollar-„Goodwill Package“. Darin enthalten sind 500 Dollar frei verfügbares Visa-Guthaben, ein 500-Dollar-Gutschein für VW-Werkstätten und eine umfangreiche Mobilitätsgarantie für drei Jahre. Anstehende Entschädigungszahlungen nach US-Recht bleiben davon unberührt.

In Deutschland geht es weniger großzügig zu. Die Verbraucherzentrale (VZBV) und der EU-Dachverband Beuc fordern daher, daß „etwaige Schäden und Folgekosten vollständig von Volkswagen übernommen werden“. Politisch müsse „dafür gesorgt werden, daß die Testverfahren für Abgase und Kraftstoffverbrauch alsbald den Realitäten angepaßt“ und die „Informations- und Klagerechte von Verbrauchern“ verbessert werden.

Doch ein Runder Tisch „Verantwortung im Automobilmarkt“ dürfte wenig verändern. In den USA sind lediglich eine halbe Million Pkws betroffen. In Europa sind es mehrere Millionen Dieselautos, die mehr gesundheitsschädliches Stickoxid (NOX) ausstoßen als erlaubt. Eine Entschädigung à la USA würde zwar deutsche Anwälte frohlocken lassen, den größten deutschen Autokonzern und viele Zulieferer aber in den Ruin treiben. Das ließe die Politik nie zu – im Zweifel wäre der Steuerzahler dran.

Zudem ist nun der schöngerechnete CO2-Ausstoß im Visier. Kohlendioxid ist zwar ungiftig, aber „klimaschädlich“ und deshalb politisch-medial besonders verdammungswürdig. Doch da beißt sich die Umweltkatze in den Schwanz: Um die EU-Forderung nach immer niedrigeren CO2-Werten zu erfüllen, setzen die meisten Hersteller auf hochverdichtete Kleinmotoren, die aber mehr giftiges NOX emittieren und nicht so lange halten. Das scheint allerdings weder Verbraucher- noch Klimaschützer zu stören.

Informationen der Verbraucherzentrale: vzbv.de