© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/15 / 20. November 2015

Phoenix läßt den Agentenkrieg wiederaufleben
Schwerpunkt: Mit acht Dokumentationen, darunter zwei Premieren, erinnert der Sender an die „Spione des Kalten Krieges“
Markus Schleusener

Robert Asch hat nach der Wende nicht schlecht gestaunt, als er seine Stasi-Unterlagen einsehen durfte: 3.000 Seiten Material hatten die Spitzel des DDR-Geheimdienstes über den Lehrer gesammelt. Asch, ein jüdischstämmiger Amerikaner, lebte in Tübingen und unternahm Reisen mit Schülern in die DDR. So geriet er ins Visier der Dienste, die gleiche mehrere Spitzel als verdeckte Ermittler auf ihn ansetzten.

„Als er erfuhr, daß 3.000 Seiten über ihn existierten, war er sehr desillusioniert über die DDR“, sagt Sohn Eric Asch. Er hat die Bespitzelung seiner Familie in den 1980er Jahren durch das MfS und die Agententätigkeit seines Vaters – hat er für die NSA gearbeitet? – in einem Dokumentarfilm aufgearbeitet. 

Mit diesem unspektakulären, aber persönlichen Film eröffnet Phoenix einen Themenabend über Spionage im Ost-West-Konflikt. Vor 25 Jahren beendete die KSZE formal den Kalten Krieg. Einen Krieg, den Spione geführt hatten.

Nach dem sehr deutschen Film über Asch („Deckname Pirat“) folgen zwei Premieren im freien Fernsehen: „Codename Trigon“ und  „Flucht aus Moskau“. Die beiden Produktionen des Discovery-Channel handeln von westlichen (Doppel-)Agenten in der Sowjetunion. 

Der Film „Deckname Blitz“ beschreibt erfolgreiche Gegenspionage des Ostens: Ein Angestellter der US-Streitkräfte in West-Berlin namens Yilderim späht seine Auftraggeber aus. Zwei weitere Filme berichten von den Agentenaustauschen auf der Glienicker Brücke.

So ein Themenabend kann nicht alles abdecken. Das CIA-Netzwerk Gladio hätte gut dazugepaßt oder ein Film über den langen Arm der Stasi in Parteien und Parlamenten Westdeutschlands. Ein größerer Makel aber ist die Ausstrahlung mitten in der Nacht. Es hätte auch gut ins Hauptprogramm gepaßt.

Themennacht Spione des Kalten Krieges am 21./22. November ab 22.30 Uhr bei Phoenix: Deckname Pirat, 22.30 Uhr; Codename Trigon, 0.05 Uhr; Flucht aus Moskau, 0.50 Uhr. Weitere Dokumentationen bis 5.15 Uhr.