© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/15 / 20. November 2015

Umwelt
Der Nabu auf Kurs
Tobias Schmidt

Ohne Flüchtlinge im Gepäck kommt heute niemand mehr aus, der eine wohlwollende Schlagzeile erheischen möchte. So setzte auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf seiner Bundesvertreterversammlung Mitte November in einer Resolution ein „Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“.

„Dies bedeutet auch für uns die eine oder andere Entbehrung, die wir erbringen müssen.“

In diesem „Zeichen“ ist zu lesen, ja, es sei ein Kraftakt, denen, die ihre Heimat verlassen müßten, eine zweite Heimat zu bieten. „Dies bedeutet vielleicht auch für uns die eine oder andere Entbehrung, die wir erbringen müssen“ – was freilich keine Rechtfertigung sein dürfe, Flüchtlingen mit Ablehnung zu begegnen. Integration und „Partizipation“, Anerkennung von Unterschiedlichkeit und Respekt bildeten die zentralen Werte des Nabu, der doch eigentlich für Naturschutz da ist. Der Verein stelle sich jedweder „Diskriminierung, Rassismus und Fremdenhaß“ nicht bloß entgegen, sondern „entschieden entgegen“. „Wir heißen darum alle Menschen im Nabu willkommen, die die Natur lieben – unabhängig woher sie kommen und welcher Religion sie sind.“

Es läßt sich darüber spekulieren, ob der Nabu neben der Effekthascherei mit seiner Resolution nicht eher all jene Stimmen vorbeugend disziplinieren möchte, welche die Zuwanderung unter berechtigten ökologischen Gesichtspunkten ablehnen. Bereits 2013 warnte in einer Mitgliederzeitschrift der Nürnberger Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) der Kreisgruppenvorsitzende Günther Raß, daß Deutschland „aus Naturgesichtspunkten völlig überbevölkert“ sei. „Ein Volk ohne Raum also?“ Für die Fragen „Wie viele Migranten/Ausländer verkraften wir? Wieviel Platz ist noch in Deutschland?“ bekam Raß seinerzeit die Nazikeule übergebraten. Noch am Tag der ersten Presseberichte trat Raß von seinem Amt zurück. Die Nabu-Resolution wird ihre Wirkung auf die eigene „Willkommenskultur“ nicht verfehlen.