© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/15 / 20. November 2015

Knapp daneben
Mehr Respekt ist erforderlich
Karl Heinzen

Der FC Utrecht ist in der niederländischen höchsten Fußball-Liga allenfalls Mittelmaß. Er ist auf jeden Spieler angewiesen, der mit dem Ball etwas anzufangen weiß. Nacer Barazite gehört zu diesen wenigen Stützen des Teams. Im Mittelfeld sichert er nach hinten ab und versucht, Druck nach vorne aufzubauen. Ab und zu schießt er sogar ein Tor. Barazite ist aber nicht nur Kicker, sondern auch Moslem. So etwas kommt heute in den Mannschaften des christlichen Abendlandes immer wieder vor, ohne daß es den Zuschauern sonderlich auffiele.

Barazite jedoch scheint Wert darauf zu legen, nicht als jemand zu gelten, der nur aus Sentimentalität der Religion seiner Väter treu geblieben ist. Er will die mitunter bizarren Pflichten, die sie ihren wahrhaft Gläubigen auferlegt, ausleben. Zu ihnen gehört auch, wie sich herumgesprochen hat, mit Frauen eine andere Form des Umgangs zu pflegen, als dies in Europa nach einem mühevollen Gewöhnungsprozeß üblich ist. 

Die Reporterin ließ offen, ob sie sich als Gefahr für die rituelle Reinheit oder als sexuelle Versuchung sah.

Höflich wie er ist, schüttelte er daher nach einem Interview im Anschluß an die Partie gegen Twente Enschede zwar dem Sportjournalisten John de Wolf die Hand. Dessen Kollegin Hélène Hendriks mußte er sie jedoch verweigern, um nicht den Zorn seines misogynen Gottes auf sich zu ziehen. Hendriks hat die Schuld für diese peinliche Szene, die live über den Sender ging, auf sich genommen. Der FC Utrecht hatte bereits vor der Saison die Medien darüber informiert, welche Rücksichten sie auf die religiösen Gefühle Barazites zu nehmen hätten. Ihr war dies jedoch im Eifer des Gefechts nicht mehr präsent gewesen. Über Twitter stellte sie klar, daß sie das Verhalten Barazites respektiere. Sie ließ dabei offen, ob sie sich eher als Gefahr für die rituelle Reinheit oder als sexuelle Versuchung des Profis betrachtet.

Ihr Fauxpas zeigt, daß wir auch im Fußball noch immer weit entfernt von einem respektvollen Umgang mit Muslimen sind. Der Ausschank von Bier und der Verkauf von Bratwürstchen gehört auf den Prüfstand. Journalistinnen muß nicht unbedingt die Akkreditierung entzogen werden. Sie sollten aber wenigstens ein Kopftuch tragen.