© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/15 / 27. November 2015

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Senta träumt. In einer großbürgerlichen Bibliothek hat sie sich nächtens bei Kerzenschein in einen dickleibigen Folianten mit der Sage von dem auf den Meeren umherirrenden und nach Erlösung durch ein ihm treues Weib suchenden Holländer vertieft und ist darüber eingeschlafen. Hinter einem in der Bibliothek hängenden riesigen Gemälde einer tosenden See wird Sentas Traumwelt mit dem Fliegenden Holländer und seinen geisterhaften Seeleuten sichtbar, die im weiteren Verlauf des Geschehens eine Hochzeitsgesellschaft niedermetzeln. Die bilderstarke Inszenierung von Philipp Stölzl in der Berliner Staatsoper bewegte mich vergangenen Sonntag zum x-ten Mal. Den fesselnden Eindruck konnte auch die sängerische Leistung von Camilla Nylund als Senta nicht trüben.


„Der Westen zählte am Ende zwanzig Mann.“ Es ist dieser eine lakonische Satz, der in mir noch lange nachhallt. Er stammt aus dem Roman „Das Heerlager der Heiligen“ von Jean Raspail und faßt im Grunde dessen Inhalt – die Selbstaufgabe Europas angesichts eines gewaltigen Migrantenzustroms – prägnant zusammen. Es ist ein Satz von kalter Grausamkeit und doch wie geschaffen für künftige Geschichtsbücher.


Goya irrt. Es ist nicht der Schlaf, der Ungeheuer gebiert. Es sind die Dämonen, die einen in die Schlaflosigkeit treiben.


Wer kennt sie nicht, Herman Melvilles Erzählung von Moby Dick und dem von der Jagd auf den Wal besessenen Kapitän Ahab. Der Roman basiert auf der wahren Geschichte des Walfangschiffs Essex aus Nantucket, das am 20. November 1820 im Pazifik von einem Pottwal gerammt und versenkt wurde. Die letzte Fahrt dieses Walfängers und den Überlebenskampf der Schiffsbesatzung schilderte vor Jahren bereits der US-Autor Nathaniel Philbrick in seinem ungemein packend geschriebenen Buch „Im Herzen der See“. Am Donnerstag kommender Woche kommt nun endlich auch die Verfilmung von Oscar-Preisträger Ron Howard („A Beautiful Mind“, „Apollo 13“) in die Kinos. Der Video-Trailer läßt auf einen großen Film schließen.


Liedzeile, mir aus der Seele gesprochen: „Deine Erinnerungen gehören dir allein / Bis du wirst Staub und Knochen sein / Ich weiß, wonach ich auf der Suche bin / Ich weiß ganz genau, was ich will / Ich hab miterlebt, wie die Zeiten sich ändern / Eilig hab ich’s immer noch / Und eure Märchen will ich nicht hören“ (Lemmy Kilmister, Motörhead, „Till the End“).