© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/15 / 27. November 2015

Meldungen

Maya-Pompeji: Keine autokratische Struktur

Boulder. Um 660 n. Chr. brach in El Salvador der Vulkan Loma aus. Die bei der Eruption ausgeworfene Asche verschüttete auch das unweit entfernt liegende Maya-Dorf Ceren. Dort lebten rund 200 Menschen, welche zumeist Landwirtschaft betrieben. Weil die fünf Meter dicke Ascheschicht alles in der Siedlung konservierte, wie es seinerzeit existierte, sprechen die Archäologen hier gerne vom „Pompeji Lateinamerikas“. Neuere Ausgrabungen von Wissenschaftlern der University of Colorado in Boulder unter der Leitung von Payson Sheets erbrachten jetzt noch den interessanten Befund, daß man in dem Dorf offenbar völlig autonom wirtschaftetete (Mitteilung der University of Colorado und der National Science Foundation, 15. November 2015). Das widerspricht der bisherigen Lehrmeinung über die Struktur der Maya-Gesellschaft vor anderthalb Jahrtausenden: diese soll angeblich durch straffe Vorgaben der politischen und religiösen Eliten an die Adresse der Bauern gekennzeichnet gewesen sein. (wk)

 www.colorado.edu





Kirchenaustritte: Schuld ist der Finanzminister

BERLIN. 2014 verlor die katholische Kirche 230.000, die evangelische 410.000 Mitglieder. Ein Schwund, der Reinhard Mawick, Chefredakteur von Zeitzeichen, des Kulturmagazins der Evangelischen Kirche, keine Sorgen bereitet (Heft 9/2015). Denn schon die Zahlen von 2015 würden laut dem Berliner Kirchenhistoriker beweisen, daß sich die Austrittszahlen nun nicht Jahr für Jahr wiederholten. Eine Zuversicht, die ihm der Religionssoziologe Detlef Pollack (Universität Münster) mit seinem Befund vermittelt, die Austritte hätten „gar nichts mit Kirche zu tun“. Schuld sei vielmehr der Bundesfinanzminister mit der neu geregelten Abführung von Kirchensteuern auf Kapitalerträge. Vermeintlich „gute Ratschläge“ von der Art, die Kirche müsse „näher bei den Menschen sein“ oder sich politisch (noch) mehr engagieren, könne man daher ignorieren. (wm) 

 www.zeitzeichen.net





Erste Sätze

1921 geboren, hatte ich nie bewußt an einem demokratischen Leben teilgenommen, ich wuchs auf in der Diktatur und erinnere mich an durchaus erfreuliche Dinge wie Radtouren und Sportwettkämpfe, an deren Schluß wir auf dem Siegerpodest standen.

Inge Stolten: Das alltägliche Exil. Leben zwischen Hakenkreuz und Währungsreform. Ost-Berlin, Bonn 1982





Historisches Kalenderblatt

29. November 1990: Aufgrund der drohenden Gefahr des Hungers in der Sowjetunion startet ein beispielloses Hilfsprogramm in Deutschland: Private Spenden von 150 Millionen Mark, die „Berlin-Reserve“ und Bestände der Bundeswehr werden mobilisiert.