© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

Lesereinspruch

Übersehen

Zu: „Seehofers schwarzrotgoldene Option“ von Hinrich Rohbohm (JF 48/15)

Daß CDU/CSU bei einem deutschlandweiten Antreten der CSU insgesamt Stimmen gewinnen würden, scheint plausibel. Was Herr Rohbohm jedoch übersieht, sind die Verschiebungen, die es innerhalb der Parteien erzeugen würde. Für die CDU hätte eine bundesweite CSU zwangsläufig einen eigenen Machtverlust zur Folge. Und es ist schwer vorstellbar, daß diese Partei bereitwillig auf Einfluß und Mandate verzichtet.

Die CSU wiederum müßte von einer reinen Bayernpartei zu einer mit bundesweiter Verantwortung werden. Dazu ist es erforderlich, auch eine Parteiorganisation außerhalb Bayerns zuzulassen, die wiederum in Konflikt mit der CDU geraten würde. Noch kritischer ist jedoch, daß man in einer solchen Konstellation sich nicht mehr mit einem Verweis auf die eigene Schwäche in Berlin entschuldigen könnte, sollte man sich dort nicht durchsetzen. Die CSU müßte daher ihre Ansichten und Interessen auf Bundesebene weitaus energischer verfolgen, auch gegen die CDU. Ein Auseinandergehen der beiden Unionsparteien wäre damit nur eine Frage der Zeit.

Alexander Straube, Eichenau