© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

Zeitschriftenkritik: Civitas
Ordnung und Moral in der Adenauer-Zeit
Werner Olles

Mit der aktuellen Ausgabe (Nr. 25, Dezember 2015) von Civitas halten die Leser die letzte gedruckte Ausgabe der „Zeitschrift für das christliche Gemeinwesen“ in Händen. Acht Jahre ist die Zeitschrift dreimal jährlich erschienen, doch sind die Abonnentenzahlen weiter zurückgegangen. Daher wird Civitas nur noch online zum kostenlosen Download bereitgestellt werden. Das aktuelle Heft enthält drei Beiträge vom letzten Civitas-Kongreß, der dem Thema „Naturrecht“ gewidmet war.

Zu einem anderen Thema, der Masseneinwanderung, schreibt Chefredakteur Rafael Hüntelmann, daß Deutschland das primäre Ziel von Mohammedanern aus aller Welt sei, da die Bundeskanzlerin diese zur unbegrenzten Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme eingeladen habe. Die Befürchtung liege nahe, daß mit bis zu zehn Prozent Moslems – wobei in den Städten der Anteil noch erheblich höher liege – auch die letzten Restbestände christlichen Lebens in der Öffentlichkeit beseitigt würden. Pater Schmidberger zählt einige offenkundige Gründe für die Masseninvasion Mitteleuropas auf. So sei durch den westlichen Liberalismus ein geistiges Vakuum entstanden, dieser „religiöse und moralische Verfall“ ziehe Völker an, die zwar „einem falschen und gefährlichen Glauben verpflichtet“ seien, diesen jedoch – wie beim Islam – „bis in die letzte Konsequenz leben“. Der Autor vermutet, daß das Geld für die Schleuser aus den USA fließt. Als kürzlich Rußland in der Uno die Resolution einbrachte, den IS als terroristische Gruppe einzustufen, scheiterte der Antrag am Widerstand Amerikas. 

In seinem Beitrag über „naturrechtliche und religiöse Grundlagen der jungen Bundesrepublik“ befaßt sich Wolfgang Koch mit der Adenauer-Zeit, der wir beispiellosen materiellen Wohlstand, soziale Stabilität und äußeren Frieden verdanken. Das Christentum war in der deutschen Kultur und Gesellschaft in höchstem Maße „inkulturiert“ gewesen und die Bundesrepublik bis in die Mitte der sechziger Jahre stark von seinen Ordnungs- und Moralvorstellungen geprägt. Die Auflösung traditioneller Bindungen und Sicherheiten, wie sie beispielsweise nationale, ethnische und religiöse Zugehörigkeit boten, wurde in den siebziger Jahren dann mit Händen greifbar. Inzwischen sei die Entchristlichung Fakt, bringe jedoch neue Religiosität hervor wie die „Privatchristentümer“ oder hybride Religionsformen, die zwischen Wellness, Esoterik und Lebenshilfe umherschweifen. Vergessen ist, daß Papst Pius XII. in Adenauer einen Politiker sah, bei dem er „tiefes Erfassen der Grundsätze einer gesunden, mit den Normen des Rechts und der Gerechtigkeit übereinstimmenden politischen und gesellschaftlichen Ordnung“ wahrnahm. Willy Brandt, von 1969 bis 1974 dritter Nachfolger Adenauers, schrieb über diese prägende Figur eines christlichen Neubeginns, Adenauer habe Werte bewahrt, die sich als unverbraucht erwiesen. Arnulf Baring veranschaulichte dies mit einem biblischen Bild äußerster Wucht: „Im Anfang war Adenauer.“ 

Kontakt: Civitas-Institut, Postfach 2140, 53813 Neunkirchen-Seel-scheid. Telefon: 022 47 /96 99-320. Das Einzelheft kostet 9 Euro. 

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