© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Thomas Schirrmacher ist Deutschlands Stimme gegen Christenverfolgung weltweit
Der Hüter
Henning Hoffgaard

Thomas Schirrmacher hat ein Problem: Er hat einen der sichersten Berufe Deutschlands. Daß dem führenden deutschen Experten zum Thema Christenverfolgung so schnell die Arbeit ausgeht, ist kaum zu erwarten, erst recht nicht, seit der IS alles daransetzt, den Nahen und Mittleren Osten von Christen regelrecht zu reinigen. Das ist auch das Titelthema des von Thomas Schirrmacher herausgegebenen, jüngst erschienenen „Jahrbuchs Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2015“.

Seit mehr als dreißig Jahren streitet der reformierte Theologe, geboren 1960 an der Ruhr, für die Religionsfreiheit von Christen weltweit. Auf politische Korrektheiten nimmt er dabei keine Rücksicht. Die Repression in muslimischen Ländern wird genauso gegeißelt wie die in kommunistischen, hinduistischen oder westlich orientierten Staaten. Gründe für die seit Jahren steigenden Verfolgungszahlen sieht Schirrmacher auch im „Pazifismus vieler kirchlicher Gemeinden“ sowie der wachsenden Zahl von Christen weltweit.

Also selbst schuld? Keineswegs! Mission ist für den Theologen ein Menschenrecht, dessen Abschaffung einer Selbstaufgabe gleichkomme. „Außerdem kann ein Gläubiger auch gar nicht unmissionarisch leben“, so Schirrmacher. Immerhin werde dem Thema Christenverfolgung heute mehr Bedeutung eingeräumt als noch in den neunziger Jahren. Einen Grund hierfür sieht er im „allgegenwärtigen Islamismus“.

Auf seiner Netzseite beschäftigt sich Schirrmacher auch mit ursprünglicheren Themen. Glauben Muslime, Christen und Juden an denselben Gott? Schirrmacher argumentiert wie Luther allein aus der Schrift, mag sich aber dennoch nicht so genau festlegen. Fest steht für ihn, Jesus ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben!“

Doch liest der Theologe nicht nur in der Bibel, er hat sich vor allem als Publizist einen Namen gemacht, der es auf Hunderte Fachaufsätze, Interviews und Broschüren gebracht hat. Dabei ist er bestens vernetzt: Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Leiter der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz und Professor an mehreren Hochschulen. 

Teil dieses Netzwerkes ist auch seine Ehefrau Christine. Die Leiterin des Instituts für Islamfragen in der Deutschen Evangelischen Allianz hat sich in der Vergangenheit wenige Freunde gemacht, als sie etwa die Islamkonferenz der Bundesregierung hinterfragte. So kritisierte die Theologin, im „Schatten von Multikulti“ hätten sich politische Gruppen etabliert, die mit Religionsfreiheit wenig am Hut haben. Den Konflikt mit dem politischen Islam in Deutschland scheuen die Schirrmachers nicht: „Der Islam stellt Europa immer nachdrücklicher die Frage nach seiner eigenen Identität.“ Die Frage, die sich aus der Arbeit der beiden ergibt, lautet: „Was antworten wir?“