© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Blick in die Medien
Keine Gnade für Haßfratzen
Ronald Gläser

Mitteilung des Deutschen Presserats mit der Betreffzeile „Ausländerfeindlichkeit im Netz“. Das Selbstkontrollorgan teilt mehrere Entscheidungen mit, die im einzelnen nachvollziehbar sein mögen. Bei einer Synopse offenbaren sie jedoch die Schlagseite der Medienbranche, die sich so erregt über den Begriff „Lügenpresse“, gleichzeitig aber immer neue Standards im Doppeldenken und Doppelsprechen abliefert.

Zum einen weist der Presserat die Beschwerden gegen Bild und Huffington Post wegen des sogenannten Facebook-Prangers zurück. Beide Publikationen hatten Facebook-Nutzer wegen ihrer Einträge dort angegriffen. Darunter befanden sich mehr oder weniger ausländerfeindliche Äußerungen. Besonders fragwürdig war die Summierung aller vorgestellten Personen unter Begriffen wie „Haßfratzen“ (Huffington Post) und „Hetzer am Pranger“ (Bild). Der Presserat urteilte, dies bewege sich im Rahmen der Pressefreiheit.

„Für die Nennung der Nationalität sieht der Ausschuß keinen begründeten Sachbezug.“ 

Meinungsfreiheit ist wichtig. Keine Frage. Sie gilt auch für die Bild-Redaktion. Aber während Gegner von Asylkritikern kein Blatt vor den Mund nehmen müssen, sollen Polizeireporter und nonkonforme  Zeitungen lieber jedes Wort genau abwägen. Wer es wagt, über klauende Zigeuner zu berichten, der kriegt Ärger mit dem Presserat. 

So geschehen bei der Ludwigsburger Kreiszeitung. Diese hatte über Sinti und Roma berichtet, die Trickdiebstähle begehen. Pompt gab es eine Rüge vom Presserat, denn: „Für die Nennung der Nationalität sieht der Ausschuß nach wie vor keinen begründeten Sachbezug.“ Eine Rüge (harte Strafe) hat der Presserat jetzt in einen Hinweis (Ministrafe) umgewandelt, weil die Polizei in ihrer Pressemitteilung auch „Sinti und Roma“ geschrieben habe (wie gnädig). Davon handelte die aktuelle Mitteilung.

Die zwei Fälle beweisen, daß der Presserat mit zweierlei Maß mißt, womit er sich selbst leider demontiert. Nur ein neutrales Gericht wird ernst genommen. Aus gutem Grund.