© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Meldungen

Vierte Ahnenlinie der Ur-Europäer entdeckt

London. Bislang gingen Prähistoriker und Anthropologen davon aus, daß die mitteleuropäische Urbevölkerung drei Ahnenlinien aufweist: Zum ersten wären da die Jäger und Sammler, welche vor rund 45.000 Jahren aus Afrika kamen und den Raum zwischen Spanien und Ungarn besiedelten, zum zweiten erfolgte um 8000 v. Chr. ein Zustrom von Bauern über Anatolien und den Balkan und zum dritten erweiterten die Menschen der osteuropäischen Jamnaja-Hirtenkultur vor 5.000 Jahren unseren Gen-Pool. Nun aber konnten georgische und britische Forscher noch eine vierte Ursprungsgruppe identifizieren, deren einstiges Siedlungsgebiet im Kaukasus lag (Nature Communications, 6/2015). Dabei erwiesen sich besonders zwei Skelette aus den Höhlen von Satsurblia und Kotias in Westgeorgien als hilfreich. Die Toten gehörten ganz offensichtlich zu einer Population, die infolge der eiszeitlichen Frostbarriere 15.000 Jahre lang isoliert im Kaukasus gelebt hatte, aber dann um 3000 v. Chr. sowohl nach Europa als auch nach Indien abwanderte. (wk)

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Urvolk in Peru: Inkas unter Völkermordverdacht

London. Im Sommer 1985 entdeckten Bergsteiger am Aconcagua in den argentinischen Anden den mumifizierten Leichnam eines siebenjährigen Jungen, der um 1480 im Rahmen der Inka-Zeremonie Capacocha geopfert worden war. Die nun vorgenommene Untersuchung der kompletten mitochondrialen DNA des Toten durch Alberto Gomez-Carballa und Antonio Salas von der Universität in Santiago de Compostela ergab, daß das Kind von der peruanischen Pazifikküste stammte und einer sehr alten Volksgruppe angehörte, deren Abstammungslinie sich bereits vor 14.000 Jahren von der der anderen Menschengruppen Mittel- und Südamerikas abgespalten hatte (Scientific Reports, 5/2015). Dabei finden sich in der DNA der heute lebenden Indios keinerlei Spuren des Genmusters der Herkunftspopulation des Kindes. Das bedeutet, daß diese sich nicht mit anderen Urvölkern in der Region vermischte und irgendwann in den letzten 500 Jahren ausstarb oder ausgerottet wurde – möglicherweise sogar noch von den Inkas selbst. (wk)

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Erste Sätze

Friedrich der Große erlaubte meinem Urgroßvater mütterlicherseits als einzigem Juden in Samotschin, einer kleinen Stadt im Netzebruch, sich anzusiedeln.

Ernst Toller: Eine Jugend in Deutschland, Leipzig 1970




Historisches Kalenderblatt

15. Dezember 1975: Günter Guillaume, 1972 bis 1974 Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, wird in Düsseldorf wegen DDR-Spionage zu 13, seine Frau Christel zu acht Jahren Haft verurteilt. 1981 werden sie bei einem Agentenaustausch in die DDR entlassen.