© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Haltungsnote
Dilettantisch vorbereitet
Christian Rudolf

Wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, daß Kommunisten nicht mit Geld umgehen können, dann wäre er mit diesem dilettantischen Zürcher Bank-Coup erbracht: Da marschiert doch der Europaabgeordnete Miloslav Ransdorf, seit Wendezeiten Mitglied der tschechischen Kommunistischen Partei (KSCM), in Begleitung dreier halbseidener Gestalten irgendwo aus dem Osten in eine Bank und verlangt, sich umgerechnet schlappe 350 Millionen Euro auszahlen zu lassen. Als das Geldinstitut einen Adlerblick auf die präsentierten Papiere warf (sie waren falsch), wurden die Männer laut. Die Polizei setzte die Viererbande fest und fand bald heraus, daß zwei der Slowaken, die Ransdorf begleiteten – oder bewachten, man weiß es nicht –, wegen Betrugs- und Steuerdelikten vorbestraft waren. Der 62jährige selbst war schon wegen riesiger Immobilienschulden sowie der Unterstützung von Putins Rußland ins Gerede gekommen. Nach zwei Tagen U-Haft kam der Rote wieder frei und versuchte sich an einer Erklärung: Er habe der Bank die Vollmacht eines Kunden mit den Initialen „V. H.“ vorgelegt. In dessen Auftrag habe er gehandelt, sein Gewissen sei „rein“. Die tschekistische Vorbereitung der Aktion läßt jedenfalls stark zu wünschen übrig.