© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/15 / 18. Dezember 2015

Zitate

„Politik ist die Kunst des Möglichen bzw. das Abwägen zwischen zwei Übeln. Sie ist eben nicht das Malen von Schwarzweißbildern, wie dies vielfach auf Kirchentagen und von Kanzeln herunter geschieht. (...) Kirchen und Theologen, die ihren Gläubigen vorgaukeln, daß man in dieser Welt – nicht im Jenseits – unschuldig bleiben kann, sind nicht aufrichtig. Sie verführen die Menschen mit vermeintlich einfachen Wahrheiten.“

Michael Inacker, Journalist und Unternehmensberater, in „idea Spektrum“ vom 9. Dezember 2015





„Mich beunruhigt nur dieses europäische Sich-gehen-Lassen. Europa ist eine Zivilisation. An uns liegt es heute nicht mehr, sie in die Welt zu tragen. Aber wir müssen sie schützen, weitergeben, verteidigen. Ich fürchte, wir können das nicht mehr. (...) Ich bin überwältigt von der Inkonsequenz der Kanzlerin, und ich habe Angst, daß gerade diese Einstellung, diese Leichtigkeit, ja ihr Vergessen einer verantwortungsbewußten Moral im Sinne von Max Weber zugunsten einer Gesinnungsethik, in Deutschland am Ende nur den Populisten von Pegida nutzt.“

Alain Finkielkraut, Philosoph, bei „Zeit Online“ am 10. Dezember 2015





„Tatsächlich war der IS immer Symptom eines tiefer liegenden Problems. Die Zerfallserscheinungen im arabischen Nahen Osten sind Ausdruck des Versagens in der Region, sich zwischen einem bankrotten, säkularen Nationalismus, der das Staatensystem seit der Unabhängigkeit beherrschte, und einer radikalen Sorte des Islam, der sich im Krieg gegen die Modernität befindet, einen Weg zu bahnen. Das Grundproblem besteht in einem existentiellen Ringen zwischen vollkommen dysfunktionalen Staaten und einer obszön barbarischen Art des theokratischen Fanatismus. “

Schlomo Ben-Ami, ehemaliger israelischer Außenminister, im „IPG-Journal“ vom 11. Dezember 2015





„Sprecht einfach und geradeaus! Und nicht in Schleifen! Uns Populisten wird oft vorgeworfen, wir arbeiteten mit einfachen Antworten. Schon möglich, aber nur schlechte Ärzte reden kompliziert und unverständlich. Grundsatzfragen sind eigentlich ziemlich einfach.“

Peter Gauweiler, ehemaliger CSU-Politiker, im „Focus“ vom 12. Dezember 2015





„Als ich jung war, war wenigstens jeder bereit, sich für irgendeine Ideologie zu schlagen. Man konnte die Menschen schon an ihren Abzeichen erkennen. Es gab Trotzkisten, Katholiken, Sozialisten, Nazis, Zionisten. Heute sehe ich nur noch Fußballfans, es gibt kein Bekenntnis mehr für irgendwas, schon gar nicht für unsere westliche Freiheit.“

Lord George Weidenfeld, Verleger, in der „Welt am Sonntag“ vom 13. Dezember 2015





„Merkel – und das ist eines ihrer Probleme mit der CDU – ist inzwischen beinahe eine post-nationale Kanzlerin. Wenn eine Lösung ihrer Ansicht nach die beste für ganz Europa ist, zieht sie diese einem Weg vor, von dem nur Deutschland profitiert. Das führt zwangsläufig zu einer Entfremdung von der Christlich Demokratischen Union Deutschlands.“

Robert Roßmann, Parlamentsredakteur, in der „Süddeutschen“ vom 15. Dezember 2015