© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 53/15-01/16 vom 25. Dezember und 1. Januar 2016

CD-Kritik: Linos Ensemble / Gustav Mahler
Serientäter
Jens Knorr

An Einspielungen von Gustav Mahlers Gesamtwerk herrscht nicht Mangel, inzwischen auch an Einspielungen diverser Bearbeitungen und Arrangements nicht.

Seit längerem folgt das Linos Ensemble der Spur des „Vereins für musikalische Privataufführungen“, den Schönberg und sein Kreis immerhin drei Jahre lang dem Wiener Konzertsumpf entgegenstellen konnten. Da ist es wohl folgerichtig, daß es seiner CD-Serie auch eine eigene Einspielung von Mahlers Symphonie für eine Tenor- und eine Alt-stimme und Orchester, „Das Lied von der Erde“, Mahlers geheimer „Neunter“, anfügt, und zwar in der Bearbeitung für Kammerensemble, die Arnold Schönberg bereits im ersten Satz aufgegeben und Rainer Riehn zu Ende gebracht hat. Die ist fakultativ, nicht obligatorisch.

Der Wille zu scharfen Kontrastierungen scheint nicht allzu ausgeprägt; vermieden immerhin, gänzlich ins gemütlich Pittoreske abzudriften. Die Gesangsstimmen sind mit Markus Schäfer und Ivonne Fuchs leichtgewichtig besetzt. Er schlägt sich mit biederlichem Ton durch, sie trifft den richtigen überzeugend in einigen lyrisch-verhaltenen Phrasen; beide singen mit wenig Lust und Vermögen zu expressiver Verdichtung des Ausdrucks.

Wer sich beim Hören neue Einsichten in die Partitur erhofft hatte, dessen Hoffnungen wurden enttäuscht. Für diesmal.

Mahler/Schönberg/Riehn Das Lied von der Erde, Capriccio 2015 www.linos-ensemble.de