© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/16 / 08. Januar 2016

Die weltweiten Folgen des Endes der US-Nullzinspolitik
Verlierer des Jahres
Thomas Kirchner

Währungen der Schwellenländer standen voriges Jahr stark unter Druck. Dies geht allein auf das Ende der US-Nullzinspolitik zurück, das von den Märkten schon länger erwartet wurde und im Dezember mit einer vorsichtigen Minizinserhöhung endlich eingeleitet wurde. Ein mit höheren Zinsen verbundener starker Dollar war bisher immer mit fallenden Rohstoffpreisen sowie schwachen Währungen in Schwellenländern verbunden – wobei ersteres häufig letzteres noch verschärft.

Auch jetzt durchleben wir wieder dieses Phänomen, wobei Rohstoffpreise schon seit einiger Zeit verfallen. Verschärft wird die zyklische Schwäche durch die Auswirkungen des Währungskriegs, mit dem Keynesianer seit über einem halben Jahrzehnt erfolglos die Wirtschaft anzukurbeln versuchen. In Argentinien, Brasilien, der Türkei und Rußland kommen noch politische Spannungen beziehungsweise Sanktionen dazu. 

Die hohe Verschuldung vieler Schwellenländer in Dollar statt lokaler Währung ist nicht unbedingt ein Problem, denn viele der größten Schuldner finanzierten mit den Krediten den Exportsektor, so daß Einnahmen und Schulden in gleicher Währung laufen. Eigentlich eine solide Finanzierung, nur leider wurde damit häufig ausgerechnet in die Rohstofförderung investiert, wo jetzt nicht mehr kostendeckend gearbeitet wird. Die schwachen Währungen verschärfen noch das Problem, insbesondere in Brasilien, wo der halbstaatliche Ölkonzern Petrobras 128 Milliarden Dollar an Krediten aufgehäuft hat, um damit Tiefseeöl zu fördern. Beim derzeitigen Ölpreis ein Verlustgeschäft. Unklar bleibt, wie Fälligkeiten von 24 Milliarden in den nächsten zwei Jahren ohne Staatshilfe zurückgezahlt werden sollen. Daher ist nicht nur der Real um 32 Prozent gesunken, sondern brasilianische Staatsanleihen bringen schon jetzt fünf Prozent mehr Rendite als US-Bonds.

2015 gehörten zu den abgestürzten Währungen auch die anderer Rohstoffexporteure: der südafrikanische Rand und der kolumbianische Peso fielen um ein Viertel. Der mexikanische Peso büßte 14 Prozent ein und der argentinische 34 Prozent. Der Rubel und die türkische Lira verloren ein Fünftel ihres Außenwertes. Trotz der anhaltenden Negativschlagzeilen schnitt der chinesische Yuan mit vier Prozent im vergangenen Jahr relativ gut ab.

Außerdem muß man unterscheiden zwischen den Kursverlusten einer Devise und dem realen Kaufkraftverlust einer Investition in der jeweiligen Währung. Fließen lokale Zinsen in die Rechnung ein, stehen einige der großen Verlierer nicht mehr so schlecht da. Der „Big-Mac-Index“, der die nationalen Bulettenpreise vergleicht, unterstreicht den Unterschied. Danach hat Rußland so gut wie keinen Kaufkraftverlust erlitten, Brasilien jedoch sogar über 40 Prozent. Das neue Jahr wird sicher noch die eine oder andere Krise in Schwellenländern bringen.